Sonntag, 14. Februar 2016

Eine ReHa, die ist lustig, .......

Nun ist sie bald vorbei, die dreiwöchige ReHa, die ich nach Hüftgelenksersatz in Basel in Bad Krozingen angetreten habe. Es war eine gute Zeit, und ich will ein bisschen darüber berichten.
Bei Ankunft war ich schockiert, wie schon einmal vor zwei Jahren, als ich nach einem Kniegelenksersatz dort meine ReHa verbracht hatte. Alles war viel einfacher als in der Merian Iselin Klinik in Basel. Keine Service Damen, die herumwuseln und dem Patienten die Wünsche von den Augen ablesen. Also keine Rundum Versorgung, sondern Selbstbetätigung ist gefragt. Das Trinkwasser holt sich der Patient vom Trinkbrunnen. Medikamente holt er sich im Stationszimmer ab, Hilfen beim Anziehen oder Waschen gibt's nur auf Anfrage, und auch dann muss man sich in bestehende Ordnungssysteme einfügen.
Die Kompressionsstrümpfe z. B. konnte ich nicht allein anziehen. Um aber Hilfe zu erhalten musste ich manchmal eine halbe Stunde warten, bis der Strumpfdienst anrollte. Nachdem ich sobald wie möglich mich von solchen Abhängigkeiten befreit hatte, lief es besser. Ich zog einfach keine Kompressionsstrümpfe mehr an.
Alle Patienten laufen oder besser humpeln mit Trainingsklamotten durch die langen Gänge. Das ist auch nötig, weil man sich bei den verschiedensten Anwendungen seiner Klamotten schnell entledigen muss. Anwendungen werden alle Heilmassnahmen genannt, die man während des Aufenthaltes durchläuft. Und da gibt es viele verschiedene. Beginnen wir mit dem Elektroschwall. Da wird durch zwei Elektroden Strom durch den Oberschenkel geschickt. Das soll die Durchblutung anregen. Beim Hydrojet liegt man auf einem Wasserbett und wird von unten mit kräftigen Wasserstößen massiert. Beim Fango soll es die Wärme richten. Bei der apparativen Lymphdrainage wird das betroffene Bein in einen Sack gesteckt, dieser bläst sich auf, und durch den Druck soll die Lymphe aus dem Fuß heraus wandern. Das gibt's natürlich auch noch als humane Lymphdrainage, wobei Finger sanft den Fuß bestreichen. 
Diese mehr technischen Heilmassnahmen werden ergänzt durch Krankengymnastik, einzeln oder in der Gruppe und durch Massage. Hinzu kommen Informationsveranstaltungen wie Vorträge und Gruppeninformation über den richtigen Gebrauch von Hilfsmitteln oder das Einsteigen ins Auto. Angenehm ist die unmittelbare Nähe zur Therme, in die man selbstständig oder auch zur Bewegungsbad Gruppe fast täglich geleitet wird. Die medizinische Trainingstherapie ist so eine Art Fitnessstudio für den Kranken, in dem man neben den verschiedensten Übungen auch den Ergometer betrampeln darf. Davon hab ich fleißig Gebrauch gemacht. 
Dann besuchte mich noch dreimal pro Woche der Chefarzt, und damit hatte ich endgültig genug Termine, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Alle Termine befinden sich auf dem Wochenplan, der in eine Kladde eingeheftet wird, mit der man die Anwendungen abläuft, und die dann gegengezeichnet werden. 
Dreimal am Tag ging ich zum Essen immer an den gleichen Platz und konnte mich zusammen mit den Tischgenossen an der guten Küche erfreuen, die hier gepflegt wird. Viel frischen Salat,gutes Brot, Obst, aber auch Wurst, Käse und was das Herz sonst so begehrt. Mittags ausgezeichnete warme Speisen.
Am Anfang war ich natürlich noch sehr vorsichtig mit meiner operierten Hüfte. Die Gefahr einer Luxation immer vor Augen. Mit der Zeit merkte ich, dass die Hüfte doch nicht so schnell herausspringt, wie befürchtet. Eine Mitpatientin fiel während einer Übung auf die Hüfte, und sie blieb drin.
Bad Krozingen ist ein nettes kleines Städtchen, in dem es sogar ein Kino hat. Für größere Vergnügungen kommt man schnell mit dem Zug nach Freiburg. Natürlich ist das Laufen an den Krücken etwas mühsam, aber dafür erlebt man doch viele Momente freundlichster Anteilnahme von den Mitmenschen. 
Besuch hatte ich auch hier in der ReHa, und das war sehr schön. Pia war natürlich oft da, aber auch Rolf aus Stuttgart hatte sich für drei Nächte in Krozingen eingemietet. Mit Petra und Dieter war ich im Fliegerhorst in Eschbach, mit Heiko im Karma in Freiburg, mit Ingeborg und Ursel hab ich Kaffee getrunken und Geschenke ausgepackt und mit Robert ein Netzwerk im Zimmer aufgebaut. Elfie und Konny haben mich besucht, und so waren die drei Wochen schneller vorbei, als mir lieb war. Gern wär ich noch etwas geblieben, aber die Schauspielerei ruft. Schon am Mittwoch hab ich die erste Probe für "Abendstunde im Spätherbst", und am Donnerstag kommen Bill und Muriel nach Lörrach, und die will ich ja auch sehen.
So, ich hoffe, ihr habt einen Eindruck gewonnen, wie so eine ReHa abläuft. Die OP Wunde ist gut verheilt, Schmerzen hab ich nur wenig und brauche nun nur noch viel Geduld, um das richtige Laufen ganz allmählich wieder zu lernen. Mein Orthopäde in Basel meinte, ich solle das wie einen Wellness Urlaub betrachten. Angeblich seien die Heilungsquoten von Patienten mit ReHa und ohne ReHa gleich gut. Aber ich muss doch sagen, ich bin froh, dass ich die ersten drei Wochen nach der OP hier sein durfte, und fühle mich jetzt schon viel besser, um den Anforderungen des täglichen Lebens gewachsen zu sein.