Sonntag, 30. September 2018

Mit dem Schiff von Moskau nach St. Petersburg - 27.September bis 7. Oktober 2018

Auf diese Reise hatte ich mich besonders gefreut: Das erste mal in Russland! Wenn man von dem einen Tag in St. Petersburg absieht, den ich im Juni auf einer Ostsee- Kreuzfahrt dort verbracht hatte. Mit Russland fühlte ich mich immer schon auf eine besondere Art verbunden: Durch die Erzählungen meines Vaters, der dort in Kriegsgefangenschaft gewesen war, durch die literarischen Werke von Dostojewski, Tolstoi und Gogol, die ich als Schüler verschlungen hatte und nicht zuletzt durch die Herrschaft des Sowjet Kommunismus, der mich als Student fasziniert hatte. Nun also hinein ins Riesenreich mit dem Flieger direkt nach Moskau.
Der Palast des Zaren und heute die Residenz Putins

Auf dem Flughafen schloss ich erste Bekanntschaft mit den anderen Teilnehmern der Reisegruppe. Wie immer befinden sich neben einer Mehrheit von sympathischen Mitbürgern auch extreme Charaktere, deren Nähe man lieber meiden möchte. Eine ältere Dame fiel schon auf dem Flughafen dadurch auf, dass sie unentwegt von den eigenen Heldentaten bei Individualreisen um die ganze Welt erzählte, während sie unsere bevorstehende Unternehmung in Bausch und Bogen als oberflächliches touristisches Durchschnittsunternehmen brandmarkte. Wen wundert es, dass sie sich dabei keine besonderen Sympathien erwarb. Ich nahm mir vor, dieser allein reisenden Dame nach Möglichkeit aus dem Weg zu gehen. 
Schnell stellte ich fest, dass ich in dieser Hinsicht nicht der Einzige war, und später ergab sich noch oft die Möglichkeit, zusammen mit anderen über die Dame zu lästern. Nichts stärkt die Gemeinschaft mehr als ein gemeinsamer Feind!
Mich trieb nach den schlechten Erfahrungen auf der Litauen Reise die Sorge um, mit welchem Zimmergenossen ich es diesmal zu tun haben würde. Ich widerstand der Versuchung, die Alleinreisenden prüfend zu mustern, ließ es einfach darauf ankommen. Im Hotel stand ein fremder Koffer in meinem Zimmer, womit sich die Hoffnung auf ein Einzelzimmer schon mal zerschlagen hatte. Als ich relativ früh abends ins Bett ging, hatte ich meinen Zimmergenossen noch nicht zu Gesicht bekommen. Trotzdem schlief ich ein. In der Nacht bemerkte ich, dass ein fremder Mensch im anderen Einzelbett lag. Erst am Morgen bekam ich ihn zu Gesicht. Mit Rudi habe ich Glück gehabt. Ein äußerst sympathischer Russlanddeutscher, der mit Mutter und Schwester reist, und ihnen das Doppelzimmer überlässt. Er ist meistens mit seinen Angehörigen zusammen, so dass ich das Zimmer wirklich fast für mich allein habe.
Über das Hotel „Salut“ gibt es nicht viel zu sagen. Es liegt außerhalb und verströmt den Charme des alten Sowjet Reiches. Mit der Gruppe begaben wir uns am Freitag bei grusligem Wetter auf Besichtigungstour. Da hatte die ältere Schreckschraube vom Flughafen schon recht: In der Gruppe kann man das Reiseland nur oberflächlich erfahren. Die meisten Gebäude sahen wir nur von außen. Für eine längere Besichtigung fehlte die Zeit. Einzig im GUM hielten wir uns länger auf, weil man da gut und günstig essen kann.


Kaufhaus GUM - heute ein Fresstempel und eine Ansammlung von Nobelmarken.

Vor dem Reiterstandbild von General Schukow beim Kreml posierten junge Offiziersanwärter.

Am Nachmittag verzichtete ich auf die Kreml Führung und kämpfte mich bei strömendem Regen durch die Stadt. Moskau besteht hauptsächlich aus breiten Straßen und großen Repräsentativ Gebäuden. Die Menschen wohnen außerhalb in Plattenbauten und pendeln jeden Tag in die Stadt, um dort zu arbeiten. Der Stau auf Moskaus Straßen ist sprichwörtlich und wird höchstens noch von Peking getoppt. Zu den 12 Millionen Einwohnern gesellen sich 2  - 3 Millionen illegale Schwarzarbeiter. Die zu transportieren ist auch für die Metro unmöglich. Deshalb verbringen die Moskauer durchschnittlich 26 Tage im Jahr im Stau.
Unser Reisefüher Vasilii berichtete aus eigener Erfahrung. Das machte seine Erklärungen so lebendig. 

Ich besuchte die Moskauer Staatsbibliothek, nach eigenen Angaben die zweitgrößte Universität der Welt. Ich hatte Glück. Ein netter Herr, Angestellter der Universität nahm mich unter seine Fittiche und zeigte mir die Räumlichkeiten.




Namensgeber der Universität ist Lenin.

Ein ganzes anderes Erlebnis der besonderen Art offenbart das nächste Bild:
Ich bin begeistert! In Moskau gibt es jetzt schon Tretroller zum Ausleihen!
Jetzt zeig ich euch noch ein paar Bilder. Die tollsten Ausblicke gab es am Samstag von der Terrasse der Christi Erlöser Kirche.




Und dazwischen immer wieder Kuppeln mit Gold oder farbig.






Die Basilius Kathedrale ist ganz besonders schön.

Die Christianisierung Russlands mit Kreuz und Schwert. Von ähnlichem Kaliber muss das Wirken von Peter dem Großen gesehen werden.


So, jetzt noch ein paar Bilder zum Schluss, und dann geht’s schon gleich aufs Schiff.
























Freitag, 7. September 2018

Ende Polen

Den letzten Tag haben wir in Krakau noch einmal so richtig genossen. Gutes Aparthotel Stare Miasto, Besuch im Colegium Maius, abendlicher Bummel über den Rynek und ausgezeichnetes Essen. Schließlich haben wir sogar noch eine Stammkneipe für uns entdeckt. Und noch einmal das alte jüdische Viertel Kasimierz.
Es war ein schöner Abschluss einer schönen Reise, die für uns deshalb so eindrücklich war, weil wir uns beide viel mit der Geschichte des Landes beschäftigt haben. Dadurch war mehr Bezug zu den Orten vorhanden. Empfehlenswerte Bücher: Diverse Reiseführer von Merian. Stadtführer von Krakau und Warschau, Kleine Geschichte Polens, Das Heimatmuseum von Siegfried Lenz, Ostpreußen ade von Ralph Giordano, Baltischer Herbst von Paul Barz, undundund.
Wie immer habe ich das gute und preiswerte Essen genossen. Schade, dass unsere Polnisch Kenntnisse keinerlei Fortschritte gemacht haben. Das Wichtigste: Es war schön, mit Pia unterwegs zu sein.


Der Besuch des Colegium Maius war eindrucksvoll.






Eine Kopie des Buches von Kopernikus, in dem er die Erde aus dem Mittelpunkt der Welt ins Sonnensystem verschob, und welches erst posthum veröffentlicht wurde.




In Krakau befindet sich  eine der ältesten Universitäten Europas. Während der nationalsozialistischen Besetzung wurde sie geschlossen. Die Vorlesungen fanden trotzdem statt. Im Untergrund! 

In einer Synagoge waren Bilder der jüdischen Gemeinde Krakaus ausgestellt.


Besonders gut und preiswert gegessen haben wir im Kuchnia in der Miodowa.






Montag, 3. September 2018

Lódz- letzte Tage in Polen

Ich sitze im Flixbus von Warschau nach Krakau und lasse die letzten Tage Revue passieren. Von Danzig aus ging es nach Torun und über den Geburtsort von Chopin (dessen Namen ich vergessen hab) nach Lódz. Warum nach Lódz? 
Nun, wenn Theo dort war, warum nicht auch wir? Im Ernst, ich fand es grad mal spannend, eine Stadt zu besuchen, bei der weniger die Geschichte als die Gegenwart im Zentrum steht. Wie leben die Menschen in der ehemaligen Textilmetroopole? Was gibt es dort an spannender Gegenwart? Doch gemach, bevor wir uns diesen Fragen zuwenden, besuchen wir noch kurz den Geburtsort von Chopin. Anstrengend war die Fahrt dorthin, zumal uns auch  das Navi so rätselhaft den falschen Weg wies, dass wir erst spät am Freitag dort ankamen. Obwohl wahrlich nicht viel zu sehen war, haben die Polen den Geburtsort ihres National- Musikers zu einer Mischung von Disneyland und Heiligtum verwandelt. Im wunderschönen Park erklingt Musik vom großen Meister, und überall blickt uns seine Statue aus den Büschen entgegen.





Nicht mein Ding - aber Pia fand es schön, auf den Pfaden des Mädchenschwarms zu wandeln. Da fand ich Lódz schon interessanter. Unser Good Times Aparthotel war mitten in der Pietrowskaya, der längsten Amüsiermeile Europas plaziert.


Und das Allerschönste: Pia gefiel der Stil, in dem das alte Backstein Haus zum Hotel umgestaltet worden war.
 Für die Unterhaltung mussten wir unser Quartier gar nicht verlassen, sie war schon dort. So kam es auch, dass wir die Abende in schönen Restaurants in Rufweite vom Hotel verbrachten. Einmal beim Italiener, und einmal beim Restaurant TEL AVIV, bei dem wir uns vegan verwöhnen ließen. ( Übrigens, veganes Essen kann die Darmtätigkeit empfindlich durcheinander bringen.)
Wir fuhren mit der Tram, und ich dann immer wieder mit dem City Roller.






Papst Johannes war auch schon da!

Hinter den prächtigen Fassaden bröckelt der Putz.

Auf Wandbemalung wird viel Wert gelegt.






Und auf der Pietrowskaya gibt’s überall Live Musik.




In der „Weißen Fabrik“ gibt’s ein tolles Textilmuseum.






Und eine moderne Textilkünstlerin zeigt ihre Produkte.



Die alten Fabrikgebäude sind immer noch sehenswert - vor allem, wenn sich Pia davor stellt.






Das gilt auch für das Jugendstihaus von Kindermann.








Und jetzt muss ich ganz schnell Schluss machen, sonst stürzt mir der Blog ab.