Donnerstag, 27. August 2020

Chablis zum Schluss

Natürlich kann man nicht im Burgund sein, ohne den guten Wein zu genießen, der hier massenhaft wächst. Einer ragt besonders heraus. Die Ortschaft Chablis hat es seit dem letzten Weltkrieg meisterhaft verstanden, ihre Chardonay Weine zur Weltmarke werden zu lassen. Ein Grand Cru ist unter 50€ nicht zu haben, der Premier Cru nicht unter 20€ und auch der Chablis kostet immer noch mehr als 10€. 
Uns war klar, dass ein Teil des Preises für den Namen bezahlt werden muss. Dennoch machten wir uns auf, das Weingebiet zu erkunden.



Weingüter gibt es ohne Ende. Und überall wird man zur Weinprobe eingeladen. Das kann ganz schön anstrengend sein.


Hier waren wir schon bei der dritten und besten Weinprobe im Weingut Bersan in Saint-Bris-le-Vineux. Aber die anderen beiden waren auch nicht zu verachten. Ich geb hier keine Tipps, sondern empfehle jedem, sich so lange durch die Weingüter durchzusaufen, bis man das beste entdeckt hat.


Leider stürzt der Blog laufend ab, weshalb ich ihn nicht mit weiteren Infos füllen will. Macht euch selbst ein Bild: Fahrt ins Burgund! A votre sante!

Mittwoch, 26. August 2020

Auxerre und Umgebung

Unsere Unterkunft von Charline in Auxerre ist genauso, wie ich sie mir vorgestellt habe: So groß und gemütlich, dass man sich dort gerne aufhalten mag. 




Liegt es am Alter? Wenn wir unterwegs sind, brauchen wir auch Orte, in die man sich zurückziehen kann, um einfach mal einen Nachmittag nichts zu machen - oder Blog zu schreiben, wie ich jetzt gerade. Das ist aber auch dringend nötig, denn meine Liebste hat sich mit ihrem Blog schon die Finger wund geschrieben, und ich humple mühsam hinterher. Wie im richtigen Leben, wird jetzt der ein oder andere sagen. Also trage ich jetzt mal nach, was wir in den letzten Tagen in Auxerre so erlebt haben. Auf weitergehende Bildungsinformation verzichte ich, die habt ihr ja auf www.piadurandi.blogspot.com schon gelesen.
Charline hat uns wunderbare Infos gegeben. Wo ist die beste Boulangerie, wo ein gutes Restaurant, wo kann man eine Weinprobe machen?


Die beste Boulangerie ist zweifellos Maison Roy, hier gleich um die Ecke. Von dort hole ich morgens nicht nur die besten Croissants, sondern decke  mich auch mit süßen Köstlichkeiten für den Nachmittag ein. Und essen gehen wir heute Abend in der „Cantina“. Ein Tisch auf der Terrasse direkt am Yachthafen ist reserviert. Eine erste Begegnung mit burgundischem Wein hatten wir gestern. „Bailly Lapierre“ ist eine sehr erfolgreiche Genossenschaft, die seit 1972 Cremant in den Kellern eines Steinbruchs herstellt. Zuvor wurden die unterirdischen Räumlichkeiten für die Champignonzucht genutzt. Doch nun lagern dort 17% der burgundischen Sektproduktion. Eine Million Flaschen werden jährlich produziert und in die ganze Welt verkauft. Wir nahmen an einer Führung mit anschließender Degustation teil, und hatten endlich das Gefühl, das burgundische „Savoir-vivre“ besser zu verstehen.


Selbiger Steinbruch wurde vor wenigen Jahren von Bildhauern gestaltet. Und das ist dabei rausgekommen.
Heute nahm ich mir stadtfrei. Statt mir weitere Kathedralen anzuschauen, schnappte ich mein Fahrrad und fuhr 30km die Yonne und den Canal de Nivernais hinauf und wieder zurück. Das macht 60km. Gar nicht  so schlecht, oder? Dabei sind wieder einige idyllische Kanalbilder entstanden.










Und von Auxerre seht ihr auch noch was, aber dann ist Schluss.





Und nun in die Stadt

Nachdem wir die ersten fünf Nächte auf dem Land verbracht hatten, zog es uns nun in die Städte. Zwei Nächte in Nevers und vier Nächte in Auxerre. Die Unterkunft in Auxerre bei Charline konnte ich einschätzen: Modern, groß (2 Schlafmöglichkeiten), gut ausgestattet und zentral gelegen. Das Boutique Hotel in Nevers war von Pia gebucht worden. Und ich war skeptisch. Aber dann erwies es sich doch als hübsche Unterkunft, zwar etwas klein, aber mit Terrasse und großem Fernseher ausgerüstet. Und auf diesem konnte ich am Sonntag Abend das Champions League Finale zwischen Bayern München und Paris St. Germaine angucken. 

Man fragte uns, wie wir auf Nevers gekommen seien. Die Stadt liegt zwar sehr schön an der Loire, ist aber nicht gerade ein Tourismus Magnet. Nun, das kam so: Um uns auf das Burgund vorzubereiten, hatten wir kurz vor Abfahrt den Film „Hiroshima mon amour“ gesehen, der teilweise in Nevers spielt. Und um den Film noch einmal nachzuerleben, wollte meine Liebste nach Nevers. So waren wir wohl die einzigen deutschen Touristen in der Stadt - was nicht nur mit Corona zu tun hatte.


Ob diese Dame deshalb so merkwürdig aus dem Fenster schaut, weil sie deutsche Touristen nicht kennt? Falsch! Die Dame ist nicht echt, sondern nur aufs Fenster gemalt! 


Es gab so einiges Merkwürdige in Nevers. Z.B. dieser Sonnenuhrturm in der Kathedrale. Auch gab es hässliche und verfallene Orte neben der ruhmreichen Kathedrale.


Die ist wirklich riesig und gotisch. Auch wenn die Besichtigung des Herzog Palastes ausfiel: Uns gefiel es doch ganz gut in dieser wenig prätentiösen Stadt.

Auf dem Weg nach Auxerre legten wir Zwischenstopps in Clamecy, Vezelay und Avallon ein. Und das lohnte sich. Zwar dachten sich das auch andere Touristen, aber dank Corona nur in kleineren Mengen. Und diese drei Städte sind wirklich sehenswert.

Vezelay liegt nicht nur schön auf einem Berg, sondern hat auch eine wunderbare Kirche, die der heiligen Madeleine geweiht ist und eines der meistfrequentierten Pilgerziele des Mittelalters war. 





Und noch etwas gibt es in Vezelay: Köstliche Macaron und frisch gepressten Orangensaft. Die Anwesenheit von Touristen kann sich auch segensreich auf das Nahrungsangebot eines Ortes auswirken!


In Avallon gab es außer der Begegnung mit dem Frosch nicht viel Aufregendes zu berichten. Und um den Blog nicht zu groß werden zu lassen, hör ich jetzt einfach mal auf.





Sonntag, 23. August 2020

Urlaub auf dem Land

Nun sind sie vorbei, unsere Ferientage auf dem Land. Wir haben die Zeit genossen.

Gleich fühlten wir uns wie Freunde aufgenommen, und führten angeregte Unterhaltungen mit Jean und Jaqueline bei Speis und Trank, obwohl ich nicht Französisch spreche. Man kann sich eben auch ohne Sprache gut verstehen!
Die beiden kümmerten sich rührend um uns. Sie hatten uns den ganzen Kühlschrank voll gestellt mit leckersten Speisen, und Jean säuberte den Pool für mich, damit ich mich darin von der Hitze erholen konnte.

Auf dem Land erlebt man das Wetter noch stärker als in der Stadt. In der ersten schwülen Hitze-Nacht, nachdem ich wegen Mücken, Hitze und schreienden Kühen kaum geschlafen hatte, schloss ich um sechs Uhr morgens das Fenster und schaltete die Klimaanlage an, worauf mir noch drei Stunden erquickenden Schlafes gegönnt waren.
In der zweiten Nacht stürmte es gewaltig, ohne dass ein Tropfen Regen fiel. Und in der dritten Nacht kam endlich das langersehnte Gewitter und mit ihm heftiger Regen. Und doch nur ein Tropfen auf das heiße Land!
Alle Wiesen waren vertrocknet. Das Vieh auf der Weide musste zugefüttert werden, weil es nicht mehr ausreichend Nahrung auf der Weide gab. Wir hatten Gelegenheit die berühmten Charolais Rinder näher kennen zu lernen, die ein geselliges Weideleben in der Herde führen. „Auf 18 Kühe kommt ein Stier“ erklärte uns Jean und hielt das für ein gutes Verhältnis. Doch manche Stiere scheinen auch monogame Ansichten zu pflegen.




Dieses Pärchen hier wirkte eng verbunden.
Natürlich besuchten wir auch einige der in Vielzahl vorhandenen romanischen Kirchen und Klöster. Niemand weiß genau, warum zwischen 950 und 1200 n.C. das Burgund eine derartige Blütezeit erlebte. Kirchen schossen wie Pilze aus dem Boden. Zum Teil sind sie nur wenige hundert Meter voneinander entfernt, und wir fragten uns, was der Grund für diese Bauwut war.








St. Semur, Anzy-le-Duc, Iguerande und unzählige andere Orte weisen dort die höchste Dichte romanischer Bauwerke in der Welt auf.

Und Schlösser gibt es natürlich auch noch. Aber die wurden meistens später gebaut und konnten wegen Mittagspause zum Glück für mich nur selten besichtigt werden.


Am Freitag fuhr ich mit dem Fahrrad nach Roanne (50km). Bei der Hitze nicht unanstrengend, aber der hervorragend angelegte Radweg führte oft im Schatten und auch 14 km am Kanal Digoin-Roanne entlang. Und so konnte ich die Strecke, die wir beinah mit dem Boot zurück gelegt hätten, nun per pedes resp. per Fahrrad befahren.


Ich hatte euch doch von der Pont Canal in Digoin erzählt, wo der Canal du Centre die Loire überquert. Nun es geht auch andersrum. Auf dem nächsten Bild seht ihr,wie ein Flüsschen den Kanal überquert.


In Roanne besuchten wir den Hafen und trauerten noch ein wenig der verpassten Hausboottour nach.


Und wir kauften in den Halles Diderot köstliche Spezialitäten ein, mit denen wir dann am Abend mit Jean und Jaqueline die Deutsch-Französische Freundschaft feierten.




Donnerstag, 20. August 2020

Hausboot Adieu - Vive le Burgund!

Wieviele Gedanken hatten wir uns wegen der Hausbootferien gemacht! Wir hatten Freunde informiert, von unseren Ängsten erzählt und im Internet das Schleusen geübt. MSK hatte uns gecoacht. Und nun das!
Bei unserer Ankunft in Digoin bei Canalous fanden wir nicht etwa unser schmuckes Espade 850 vor, sondern einen 36 Jahre alten Seelenverkäufer namens „Harry Dixon“, der nicht nur außen ramponiert sondern auch innen schmuddlig und versifft war. Das Schiff war nicht nur schlecht gereinigt worden, es war herunter gekommen und verschimmelt.
Pia und ich waren uns sofort einig: Dieses Schiff wollen wir nicht! Es bedurfte einiger Verhandlungen, dann wurde uns der Mietpreis in voller Höhe erstattet, und wir können eine völlig neue Reise durchs Burgund in Angriff nehmen. 
Heute, drei Tage später, preisen wir uns glücklich darüber, nicht mit dem Schmuddelboot zu reisen, sondern bequem mit dem klimatisierten Auto von einer schönen Unterkunft zur nächsten zu reisen und dabei unzählige Eindrücke von der reichen Kulturlandschaft des Burgund mitzunehmen.
Unterkünfte zu finden ist dank Airbnb und Internet nicht schwer. So logierten wir zwei Tage in Paray-le-Monial in einer kleinen aber sauberen und modern eingerichteten Dachwohnung mit herrlichem Blick über die Dächer der Altstadt.

Paray ist ein spirituelles Zentrum, nicht nur wegen seiner Basilika, die der von Cluny nur in der Größe nachsteht.


In Paray hatte im 17. Jahrhundert die Nonne M.M. Alacoque Erscheinungen gehabt und den Herz-Jesu Kult begründet, weshalb die Stadt heute zu einem bedeutenden Pilgerzentrum geworden ist. Wir jedoch pilgerten aus der Stadt heraus zum Château de Digoin. Ich mit dem Fahrrad entlang des Canal de Centre und Pia mit dem Auto. Dort ließ sich die lernwillige Pia auf eine Schlossführung in Französisch ein, während ich mich im Garten verlustierte.



Was anfangen mit dem ersten Tag, den wir nicht auf dem Kanal verbringen mussten? Cluny muss man gesehen haben! Also nichts wie hin. Aber alles in allem war Cluny eine Enttäuschung. Nicht nur, dass dort die Horden von Touristen waren, die wir gern vermieden hätten, auch der Weg vom Parkplatz zum Eingang stellte von der Länge her an mich größte Anforderungen. Sicher, die ehemals größte Kirche der Menschheit- vor dem Bau der Peterskirche in Rom - ist auch in den Gebäuderesten noch beeindruckend, doch letztlich war es auch wegen der Hitze ein Leidensweg für mich.


Lieber zeige ich euch noch Bilder aus Digoin, von der dortigen „Pont Canal“. Ihr habt richtig gelesen: Der Canal du Centre, wird in Digoin über eine 243m lange Brücke über die Loire geführt. Und so kommt es, dass sogar Schiffe über Brücken fahren.







Wir hielten uns einige Zeit an der Pont Canal auf und schauten dem Treiben entspannt bei Käse (Epoisse) und Baguette zu. Wussten wir doch, dass wir dem Canal Abenteuer gerade entkommen waren.
Am Mittwoch ging es dann ins Brionnais zur nächsten Unterkunft aufs Land. 


Wir hausen - dank Airbnb - auf einem Gutshof bei Jean und Jacqueline in einem separaten Anbau mit allem Komfort. Sogar eine Klimaanlage steht uns zur Verfügung. Die habe ich auch dringend nötig. Denn heute staut sich die Hitze bei 35 Grad. Mir war es zu heiss zum Fahrradfahren, deswegen sitze ich im gekühlten Wohnzimmer und Pia, für die Klimaanlagen unerträglich sind, hat sich ins Séparée zurück gezogen. Beide schreiben wir Blog. Die Wäsche ist schon gewaschen, und Bayern München ist gestern gegen Lyon ins Champions League Finale eingezogen. Das Spiel wurde zu meinem Glück in France 1 übertragen.
Und deswegen kann ich euch heute noch etwas von gestern erzählen, als wir in St. Christoph de Brionnais den Rindermarkt besuchten, der zu den fünf großen Rinder Märkten Frankreichs gehört und qualitativ sogar der beste sein soll. Denn das Charolais Rind, welches hier auf den weiten Wiesen frei aufwächst, ist ja seines Fleisches wegen weltberühmt.

Von Jean, einem Viehhändler in Rente, erfuhren wir, dass der Markt früher viel größer als heute gewesen sein soll. Jeans Großmutter habe das Vieh damals zu Fuß nach St. Christoph auf den Markt gebracht. Heute erfolgt der Transport in Lastwagen.


Die Athmosphäre auf dem Markt ist immer noch beeindruckend, auch wenn der Umschlag kleiner geworden ist. Immerhin sind dort auch hiesige Spezialitäten erhältlich, z. B. eine hervorragende Rindswurst.

Aber keine Sorge, von dieser Spitzensalami hab ich nur 100 gr gekauft und gleich verzehrt. Welche Überraschung aber, als wir eben diese Wurst im Kühlschrank unserer FeWo vorfanden, wo sie neben weiteren Köstlichkeiten von unseren Gastgebern zu unserer Begrüßung platziert worden war.
 Mit den beiden haben wir einen angenehmen ersten Abend verbracht. Dabei haben sie uns ein wenig von sich und der Region erzählt. 
Jean entstammt einer Dynastie von Rinderzüchtern. Er ist auf dem Hof aufgewachsen, auf dem er heute noch lebt. Alle drei Töchter leben weit entfernt, und haben sich in der Stadt ein eigenes Leben aufgebaut. Seit drei Jahren gibt es keine Rinder mehr auf dem Hof. Von den zehn Hühnern sind acht vom Fuchs gefressen worden. Jean und Jacqueline sind wegen des Hofs nie auf Reisen gewesen. Sie holen sich mit Airbnb die Welt sozusagen ins Haus.


Jean trauert den alten Zeiten hinterher. Er denkt politisch konservativ und fühlt sich hier auf dem Land von der Politik im Stich gelassen. 
Für uns ist es natürlich interessant, solche Ansichten kennen zu lernen. Wahrscheinlich ist es so in allen Industriestaaten, dass das Leben auf dem Land gegenüber dem städtischen Leben ins Hintertreffen gerät.
Gestern hatten wir noch zwei Begegnungen der besonderen Art. Dieser Pilger ist mit Frau und Esel eine Woche unterwegs.

Und eine Familie mit zwei Kindern und allem Gepäck auf zwei Fahrrädern hatte Glück im Unglück: Zufällig hatte ich das passende Fahrrad Werkzeug dabei, als bei einem Fahrrad die Kette riss. So konnte ich helfen, ohne selbst Hand anlegen zu müssen.
Noch etwas für den Reiseblog: Neben den vielen romanischen Kirchen gibt es im Burgund auch noch jede Menge von Schlössern, die einen Besuch wert sind. 

In La Clayette konnten wir das Wasserschloss nur von außen betrachten - allerdings beim gemütlichen Picnic am See. Und das Château de Dree sahen wir auch nur vom Park aus, in dem wir uns für eine Siesta gemütlich auf den Liegematten niedergelassen hatten.


Und jetzt muss ich mal ganz schnell aufhören mit dem Bloggen. Es gibt Kaffee und Kuchen.