Freitag, 8. November 2019

Ende Hurtigruten

Die letzten beiden Tage habe ich gemerkt, wie erholsam eine Schiffsreise sein kann. Ich hab es ruhig angehen lassen. Bei den diversen Durchsagen über besondere Sehenswürdigkeiten an Back- oder Steuerbord bin ich einfach gemütlich hocken geblieben und hab das fortgesetzt, was ich gerade gemacht habe. Also Lesen, oder in die Gegend gucken, träumen oder mich mit jemandem unterhalten oder sonst etwas. Ich war tiefenentspannt und finde im Übrigen, dass ich den Mitmenschen schon genug erzählt habe von dieser Reise und deshalb auch nicht mehr viel erzählen oder zeigen muss. Stattdessen genieße ich die Ruhe und das sanfte Dahingleiten über das jetzt ruhige Wasser. Die Sonne scheint, es ist nicht mehr ganz so kalt und windig wie vorher, richtiges Urlaubswetter. Auf dem Schiff sind nur noch wenige Passagiere, denn morgen erreichen wir den Endpunkt unserer Reise, Bergen, da, wo es vor 12 Tagen angefangen hat. 
In der ganzen Zeit waren höchstens 500 Passagiere auf dem Schiff. Unter die Touristen mischten sich Normalreisende, also Norweger, die einfach von einem Ort zum anderen gefahren sind. Mit manchen kam ich ins Gespräch. Das ist schon was ganz anderes als eine Kreuzfahrt. Es fehlt das Remmidemmi, die Dauerunterhaltung, die auch zur Last werden kann.
Auch die Landschaft hat den extremen Wintercharakter verloren, sieht sanfter und menschenfreundlicher aus.

Heute morgen war ich in früher Stunde in Trondheim, der drittgrößten Stadt Norwegens.
Ich lief durch die Straßen und genoss die morgendliche Athmosphäre einer erwachenden Universitätsstadt.
Die Speicherhäuser, die noch vor wenigen Tagen im Sonnenlicht geglänzt hatten, sehen jetzt am frühen Morgen eher grau aus.
Und die Wasserspeier an der Kathedrale wirkten auch noch ein bisschen schläfrig.
Und so verabschiede ich mich jetzt schon von euch, obwohl morgen noch ein Reisehöhepunkt auf uns wartet: Bergen.
Könnt ihr bestimmt auch im Reiseführer etwas drüber lesen.
Diese Reise war nicht nur schön sondern auch erholsam.














Donnerstag, 7. November 2019

Stokmarken und Bronnoysund

Eigentlich hatte ich mir die Rückfahrt nach Bergen ziemlich langweilig vorgestellt. Das Nordkapp hatten wir ja schon hinter uns!
Aber wie anderswo gilt auch bei Hurtigruten der Spruch „Der Weg ist das Ziel“. Es gibt jedenTag neue Fotohighlights auf demWeg. Und dasExpeditionsteam lässt sich auch immer wieder etwas einfallen, um die Gäste bei Laune zu halten.

Gestern Nacht gab es wieder Polarlicht. Aber lässt euch nicht täuschen: Das obige Foto zeigt Wolken im Mondlicht und ist verwackelt. Fürs Polarlicht reicht das nicht. Ich habe das Polarlicht - wie auch früher schon - wieder selig verschlafen. Dafür schau ich mir tagsüber die tollen Berg- und Eislandschaften an.


Um drei Uhr wird es oben im Norden schon dunkel. Und wie es heißt, geht Ende November die Sonne für zwei Monate ganz aus. Aber im Dunkeln gibt es viel zu sehen.
In Sjolvaer z. B. sieht man die Gestelle für Stockfisch nachts am besten. Hab ich schon vom Stockfisch erzählt? Das ist schon seit der Urzeit ein norwegischer Export Schlager. Schon die Wikinger sollen damit Geschäfte gemacht haben. Es handelt sich um eine besondere Art des Kabeljaus, den Schleifisch, den es nur in der Region der Lofoten und nur zwischen Januar und April gibt. Dann wird er massenhaft gefangen, ausgenommen und im Doppelpack an die Gestelle zum Lufttrocknen gehängt. Im speziellen Klima der Lofoten trocknet er drei Monate und wird dabei steinhart. Er kann jahrelang aufbewahrt werden und gilt besonders in Italien als Delikatesse. Ich bin jetzt neuerdings auch Besitzer von Trockenfisch. Beim letzten Supermarktbesuch hab ich mir eine Tüte mit Chips zum Preis von 18€ erstanden. Die gibt’s dann mal bei einemFest mit Freunden.
Räucherlachs hab ich auch erworben. Der hält sich bis Weihnachten, und ich freu mich jetzt schon drauf, ihn mit einem guten Schluck Schnaps und im Andenken an Norwegen im Advent zu verzehren.
Obiges Foto hängt bei uns auf dem Schiff an der Wand. Es zeigt eine Fischerin mit ein paar Stockfischen im Arm.
Jetzt seht ihr noch ein bisschen Landschaft.

Und in Stokmarken sind auch abends die Bilder noch ganz gut geworden.
Und die Sonnen- Auf- und Untergänge sind auch immer ganz schön.


In Bronnoysund hab ich mir noch die Altstadt angeschaut.
Da gibt’s hübsche Häuser und auch ein Versammlungshaus.
Bronnoysund liegt genau in der Mitte von Norwegen. Und damit ist für heute genug gesagt.































Mittwoch, 6. November 2019

Panoramafahrt Lofoten und Vesterolen

Heute Mittwoch ist Ausruhtag. Auf so einer langen Schiffsreise ist es mir passiert, dass ich Höhepunkt müde wurde. Nicht schon wieder ein neues Highlight von Stefan, unserem Schweizer Expeditionsleiter, anschaulich erklärt. Auch war ich es leid, bei Polarlicht Alarm in die Kälte von Deck 8 hinaus zu stapfen, um angestrengt den Himmel nach Polarlicht abzusuchen. Man kriegt eisige Finger, wenn dieser laufend den Fotoapparat betätigt.
Ich hab sogar einmal Polarlicht gesehen. Leider gelang es mir nicht, ein gutes Foto davon zu machen, weil ich den Autofokus nicht abschalten konnte.
Heute also, war Pause angesagt. Ich ging schon am Morgen in Sauna und Pool und genoss das warme Wasser im Whirlpool, während mir bei Minusgraden der eisige Wind um die Nase wehte.
Dennoch kam ich nicht umhin beim Vorüberfahren ein paar Fotos von Vasterolen und Lofoten zu machen. Denn an denen fahren wir entlang.










Und jetzt muss ich schon wieder auf Landgang nach Stokmarknes. See me later!
























Dienstag, 5. November 2019

Melkoya und Hammerfest

Bevor wir in Hammerfest anlanden, der nördlichsten Stadt der Welt, fahren wir an Melkoya vorbei, der Milchinsel.
In Melkoya gibt’s aber keine Milch sondern Gas. Das Erdgas eines großen Gasvorkommens in 140km Entfernung wird durch eine unterirdische Pipeline nach Melkoya geleitet und hier für den Transport mit Tankschiffen vorbereitet. Bei 167 Grad minus wird es auf ein 600stel seines Volumens reduziert und flüssig. Hauptabnehmer des Gases ist Spanien.

Für die Verflüssigung des Erdgases wird eine große Menge Erdgas benötigt. Das dabei entstehende CO2 wird zur Druckerhöhung wieder in das Bohrloch verfüllt, womit neben der Umwelt auch der Bohrsituation ein Gefallen getan wird. Ach, wie schön ist Panama! Und Technik kann märchenhaft schön sein!
Seit der Einrichtung dieser Gasabfüllstation sind die Immobilienpreise in Hammerfest in die Höhe geschossen. Denn eine Menge neuer Arbeitsplätze sind entstanden und entsprechend viele Fachkräfte wurden angelockt.
Ich nutzte unseren zweistündigen Aufenthalt, um mir Hammerfest von oben anzuschauen.

Nachdem ich die Anhöhe auf dem Zickzack Weg erklommen hatte, ging ich gemächlich der Straße folgend wieder hinunter. Das waren fast 45 Minuten Fußweg und für mich eine rechte Herausforderung.
Am Schluss kam ich der Kirche noch etwas näher ....
...... und fand auch noch einen hübschen Norwegerpullover, mit dem ich jetzt auf dem Schiff herumspaziere.




















Montag, 4. November 2019

Königskrabben in Kirkenes

Um mein Bordguthaben von 250€ auch wirklich aufzubrauchen, hatte ich mich für den Hurtigruten Ausflug auf eine Krabbenfarm bei Kirkenes angemeldet. Und ich sage euch, es hat sich gelohnt.

Die Königskrabbe wird speziell hier in der Gegend zwischen Murmansk und Kirkenes gefangen, und dann noch im Norden von Kanada. 200000 Tonnen wurden letztes Jahr in Norwegen aus dem Meer geholt. Und in Russland sollen es dreimal soviel gewesen sein. Es fing alles in den Sechziger Jahren in Murmansk an.
Damals wurden etwa 2000 Jungtiere in Murmansk ins Meer gelassen. Und seitdem entwickeln sich die Königskrabben fast schon zur Land- bzw. Wasserplage. Sie haben sich explosionsartig vermehrt und fressen alles, was sie zwischen die Zangen kriegen. Auch Artgenossen, wenn es sein muss. Ansonsten Würmer, kleinere Seetiere und Pflanzen. Einige Wasserpflanzen Arten sind vom Aussterben bedroht. Die Königskrabbe hat keine natürlichen Feinde - außer den Menschen. Die asiatischen Menschen, besonders die Chinesen, zahlen astronomische Preise für die Königskrabbe. Ein Großteil des Fangs wird nach Asien exportiert. 
Im Sommer taucht die Krabbe in größere Tiefen ab, weil es ihr oben zu warm wird. Aber im Winter kommt sie ganz nah heran an die Ufer, so dass sie quasi mit der Hand gefangen werden kann.
Ken, der Besitzer des Lokals, holte sie aus einer Reuse heraus, die direkt am Kai befestigt war. Eine Krabbe kann bis zu 20kg schwer werden. Das Fleisch sitzt in den acht Beinen. Die Krabbe wird durch einen Messerschnitt getötet und die Beine vom Körper getrennt. Diese werden dann 8-12 Minuten in Salzwasser gekocht und mit etwas Weißbrot, Zitrone und Butter gegessen. 



Köstlich. Bei uns galt das Prinzip „All you can eat“. Und wirklich, es gab Krabbe satt! 
So ein Krabbenfleisch hat einen köstlichen Geschmack. Es braucht keine großen Zutaten, um sie zu genießen. Nur der Weißwein hat noch gefehlt.
Unsere englisch deutsche Reisegruppe von ca. 20 Teilnehmern badete im Krabbenbein. Ich aß vier Beine, also eine halbe Krabbe und habe jetzt noch den köstlichen Geschmack im Mund.
Wir hätten auch für 750€ Stiefel aus Elchleder kaufen können! Hab ich aber nicht gemacht. Mich stattdessen noch ein bisschen in der Winterlandschaft umgeschaut.

Auf dem Rückweg erzählte uns die Busbegleiterin Karen noch ein paar Dönekes aus Kirkenes, dieser Stadt von nur zehntausend Einwohnern, die sich aus neunzig Nationalitäten zusammensetzt. Alle seien Schmuggler, denn die Grenzen zu Russland und Finnland seien nah. Und die jeweiligen Landespreise ganz unterschiedlich. Es war ein herrlicher Ausflug am nordöstlichsten Endpunkt meiner Reise.