Dienstag, 26. Juli 2022

Das Ende im Radisson Red in Heathrow

Schließlich hatten wir es geschafft, aus der Notambulanz in Barnstaples wieder ins Passage House Hotel zu kommen und Anschluss an die Gruppe zu finden. Die anderen Reisegäste waren rührend. Pia fand viel Zuspruch und konnte bei der Gelegenheit die Erfahrung sammeln, dass Reisegruppen auch nett sein können. 
Nun mussten wir nur noch nach Hause kommen. Das war übrigens Pia's erster Satz nach dem Sturz: "Ich will nach Hause ". Wir fuhren über Bath und Windsor nach London. Und trotz Fieber und Schmerzen konnte Pia noch einiges davon genießen. Ich zeig euch auch noch ein paar Bilder, damit euch nicht langweilig wird.
Besonders Schloss Windsor war einen Besuch wert. Ich hätte nicht gedacht, daß mich die royale Tradition so beeindrucken würde.
Auch die Toiletten sind beeindruckend. 
Unsere Rückkehr ins Radisson Red war gut vorbereitet. Michele, der örtliche Reiseleiter hatte explizit versprochen, uns ein Zimmer mit Twin Beds zu reservieren. Und das war jetzt auch erforderlich. Denn Pia hätte mit ihren Gesichtsverletzungen mit mir unter einer Bettdecke im schmalen Doppelbett nicht schlafen können. 
Und wieder passierte das Gleiche wie beim ersten Besuch. Keine Twin Beds, jeder Versuch der Korrektur schlug fehl. Schließlich herrschte ich ein Mitglied des Maintanance Service vor dem Zimmer auf dem Flur so ungehalten an, dass dieser ängstlich mit mir im Keller ein Zusatzbett suchte und aufstellte. Auch die Bettwäsche konnte ich mir so organisieren, und so hatten wir am Ende doch zwei Einzelbetten zur Verfügung und verbrachten die letzte Nacht in erträglichen Umständen. Aber eines bleibt am Schluss festzustellen: Das Radisson Red ist das schlechteste Hotel, in dem ich je geschlafen habe. 

Pia's Sturz am 24. Juli

Es war Sonntag,  und es herrschte typisch englisches Nieselwetter. Wir fuhren nach Rosemoor, um den ganzen Vormittag die dortige Gartenanlage zu bewundern. 
Mit der Bewunderung war es nicht lange her,  denn Pia stürzte auf dem Weg so unglücklich, dass sie sich zwei Zähne ausschlug und im nächsten Spital in Barnstaple genäht werden musste. Die Haut unterhalb des Mundes war durchtrennt und musste notfallmäßig versorgt werden. Jeder weiß, wie es auf der Notfallambulanz am Wochenende in Deutschland zugeht. Und ich kann euch versichern, dass es in England nicht besser ist. Erst nach sechseinhalb Stunden konnten wir die Ambulanz verlassen. Pia's Kinn war geröngt und genäht worden, und sie hatte jede Menge Medikamente gegen Schmerzen und Entzündung mitbekommen. Und das alles kostenlos, dem National Health Service sei Dank. 
Dafür kostete uns das Taxi zum Hotel 275 Pfund-Sterling. Und die Reparatur der Zähne wird sich auch noch ordentlich in Pia's Budget bemerkbar machen. Aber das alles war unwesentlich. Jetzt galt es erstmal, den Rest der Reise zu überstehen. 

Tintagel und Lanhydrock

Tintagel ist ein ehemaliges Schmuggler Nest und für die Artus Legende höchst bedeutsam, denn hier soll er geboren sein. Ein eindrucksvoller Küstenweg,  Teil des South West Coast Path, führte uns zunächst zu einer alten Kirche und dann entlang einer Steilküste mit Blick auf das vorgelagerte Tintagel Island, auf dem sich das Schloss von König Artus befunden haben soll. 
Der Besuch der Insel führt über obige Brücke, deren Benutzung 25 Pound kostet. Das sparten wir uns, assen stattdessen ein vegetarisches Pastry für fünf Pfund, von dem wir beide satt wurden. Und die gefräßigen Möwen gingen leer aus. 
Abschluss des Tages Besuch im Herrenhaus Lanhydrock, bei dem auch die Gärten sehenswert sind. Leider regnete es, und ich war schon vom Küstenspaziergang in Tintagel so erschöpft, dass ich mich alsbald ins Teehaus zurück zog. Wenn ihr mehr erfahren wollt, besucht doch Pia's Blog www.piadurandi.blogspot.com.

Endlich bei Rosamunde in Cornwall und Devon mit Roland und Trendtours

Am Donnerstag den 21. Juli ging es dann endlich los ins Land von Rosamunde Pilcher. Einige Reisegäste gestanden uns, noch nie ein Buch von ihr gelesen zu haben. Das beruhigte uns. Offensichtlich hielten auch andere eine Region für interessant, über die so hübsche Herz/Schmerz Geschichten kursierten. 
Mit unserem Reiseleiter Roland (oben rechts) hatten wir ein österreichisches Original mit rumänischen Wurzeln erwischt, der uns immer wieder mit seiner Tolpatschigkeit zum Lachen brachte. Mit Carl (Mitte) hatten wir einen guten Fahrer erwischt, und da es in der Reisegruppe keinen einzigen Stinkstiefel gab, verlief das Reisen in der Gruppe höchst angenehm. Und auch am Hotel Passage House in Kingsteignton gab es nichts auszusetzen. 
Auf der Hinfahrt besuchten wir Stonehenge, und dabei erinnerte ich mich,  1975 schon einmal dort gewesen zu sein. Damals noch ohne Absperrungen und mit weniger Brimborium. Wir liefen zwischen den Steinen hindurch und fanden es weit weniger bedeutungsvoll als diesmal. 
Nächste Station war Salisbury. Und während Pia den Dom besichtigte, gab ich mich im Kreuzgang dem Mittagessen hin. 
Am nächsten Tag früher Aufbruch nach Land's End.  Hatten wir anfangs noch gejammert, ob denn so eine lange Fahrt wirklich nötig sei, überzeugte uns die Landschaft bei bestem Wetter vollständig. 
Außerdem wurden wir mit Scones und Cream Tea gut versorgt. 
Zurück ging es über St.Ives,  ein Künstler Städtchen an der Nordküste. Und trotz der Touristen Ströme, die sich durch den Ort ergossen, geriet der Besuch zum Erlebnis, weil wir tatsächlich Zeuge wurden eines bemerkenswerten Vorfalls. 

Einer Dame neben uns auf der Bank wurde das Eis aus dem Hörnchen gerissen. 

Mittwoch, 20. Juli 2022

Und was es auch noch gab

Ansonsten waren wir nicht nur im Hotel Radisson Red sondern auch unterwegs mit Reisegruppe, Bus und Reiseleiter Roland, der neben dem österreichischen Akzent über eine Menge Humor verfügt. Und der tut uns nach der Schreckensnacht im Hotel gut. Wir sind übrigens nicht die einzigen, die Schreckliches erduldeten. Andere Gäste konnten nicht einmal das Fenster aufreissen. Wieder andere erhielten keine Handtücher oder Bettdecken. Und da geteiltes Leid nur halbes Leid ist, ging es uns schon ein bisschen besser. 
Heute am 20. Juli machten wir zwei kurze Abstecher nach London und Oxford. In London werden Fahrräder vor Diebstahl auf Balkonen gesichert und in Oxford nimmt der Lerneifer bei den Studierenden skurrile Formen an.
Auf einer Fahrt auf der Themse sahen wir beeindruckende Bauwerke 
Und in Oxford haben wir im Pub köstliches Bier getrunken. 
Und jetzt muss ich gucken, ob der Blog so viele Bilder aushält. 

Radisson Red - ein Sch.... Hotel

Und weiter geht es mit den Hiobsbotschaften. Wir warteten von 15 bis 21 Uhr vergeblich darauf, dass uns jemand aus der Sauna Hölle im Zimmer 4406 befreite. Ich hatte alle Telefonnummern ausprobiert, auch die für Notfälle. War auch mehrfach an der Rezeption und bei den Reiseleitern aufgetaucht, um Hilfe anzufordern. Alles vergeblich. Wir lagen bewegungslos auf unseren Twin Beds und versuchten, 35 Grad Zimmertemperatur auszuhalten. Immerhin handelte es sich um den Tag, an den Südengland einen neuen Hitzerekord von 40,5 Grad aufstellte. 
Schließlich um 21 Uhr fiel ich über einen Security Mitarbeiter her, der mir auf dem Flur über den Weg lief. Mein Aussehen hat sicherlich geholfen, die Ernsthaftigkeit meines Anliegens zu unterstreichen. 
Jedenfalls konnte uns dieser gute Mann nicht nur die komplizierte Duscharmatur so gut erklären, dass Duschen möglich wurde, er brachte uns auch noch einen Ventilator vorbei, der seitdem mit heftiger Luftbewegung meinen Zorn abkühlt. 

Dienstag, 19. Juli 2022

Ein Sch.... Tag in London

Es gibt Tage, die fangen schlecht an und gehen schlecht weiter. Und so ein Tag ist heute - der 19. Juli 2022. 
Angefangen hatte es schon am Tag vorher. Da hatte ich mir vom Hautarzt ein paar Flecken entfernen lassen und sah danach so aus. 
Mein schönes Auto, welche Günter und Ulrike nach Dole bringen sollte, fing plötzlich an zu pfeifen am Hinterrad und musste notfallmäßig zur Reparatur gebracht werden. Zum Glück konnten die beiden sich mit dem Zug behelfen. 
Und wir mussten um 5 Uhr morgens am Flughafen Basel für den Check in bei British Airways eine Stunde Schlange stehen. Wenn es nur die Schlange gewesen wäre. Wir waren schon um 7.45 Uhr in Heathrow. Nur der Reiseleiter von Trendtours war nicht da. So warteten wir am Flughafen, bis endlich einer erschien und uns mitteilte, wir müssten noch auf andere Gäste warten, die den ganzen Tag aus den verschiedensten Regionen Deutschlands eintreffen würden. Ausserdem seien die Hotelzimmer noch lange nicht bezugsfertig. Wir könnten uns aber selbstständig London anschauen.
Nur ist so eine London Besichtigung nicht ganz so einfach, wenn du quasi nicht geschlafen hast, an diesem Tag ein neuer Hitzerekord gemeldet ist  - 38 Grad, und du sowieso in schlechter gesundheitlicher Verfassung bist.  Wir fuhren mit dem 222er nach Uxbridge (two,two,two to Uxbridge), um uns dort in gekühlten Malls herumzutreiben und pünktlich um 14 Uhr im Hotel Radisson Red unser Zimmer zu beziehen. 
Unser Hotel ist eine einzige Katastrophe. Das erste Zimmer war schon von anderen Gästen besetzt, das zweite hatte nur ein schmales Bett, und im Dritten funktioniert die Aircondition nicht.  Und Duschen können wir uns mit dem brühheissen Wasser auch nicht. Und so sitzen wir seit 4 Stunden bewegungslos  bei 35 Grad Raumtemperatur im Zimmer und hoffen auf einen Wetterumschwung. Der soll kommen. Ein Handwerker für die Aircondition kommt nämlich nicht. 
Demnächst mehr aus diesem Theater 

Samstag, 2. Juli 2022

Eurovelo 6 von Dole nach Paray-le-Monial vom 27. Juni bis 1. Juli

Was hatte es nicht alles für Probleme gegeben,  bis diese Reise zustande kam. Schon lange geplant, gab es immer wieder Absagen von Freunden,  denen der Zeitpunkt nicht passte, oder die Strecke oder beides oder anderes. Schließlich hatte ich mit Pia vereinbart,  dass wir diese Etappe auf dem Eurovelo 6 zur Not auch allein fahren würden. Und schließlich waren es diese vier Musketiere, welche auf ihren E-Bikes 230 km in 4 Etappen zurück legten. 
Die Wetteraussichten waren trübe. Ein Großteil meines Gepäcks bestand in Regenschutz und Ersatzklamotten im Falle von Durchnässung. Und die Musketiere fünf und sechs waren noch auf der Anreise durch einen schlimmen Unfall ausgeschieden. (Bild von Günter)
So blieben wir vier übrig. Und wie so oft im Leben: Aus den ungünstigsten Voraussetzungen entstand eine wunderbare Reise. Wir wurden vom Wetter und der Landschaft überrascht. Nach dem Zusammenfluss von Doubs und Saone fuhren wir lange parallel zu einem breiten Strom, der zum Schwimmen einlud.
Und längs des Stroms unzählige herrliche Aussichten.
Unsere erste Station war St. Jean de Losne. Wir kamen unter in einem Gutshof mit Horrorcharakter. 
Es gab wahrlich Licht und Schatten. Das erste, was mir in unserer Suite de Romance begegnete, war eine Bettwanze. Und beim Frühstück sorgte Katzenscheisse für einen besonderen Frühstücksgeruch. Dafür war die Einrichtung des Traumhauses äußerst phantasievoll. 
Und auch das abendliche Essen liess keine Wünsche offen. Überhaupt das Essen!  Höhepunkt war zweifellos die Einkehr ins Michelin Stern gekrönte Hotel de France in Montceau le Mines.
Bei solchen Köstlichkeiten spielte es keine Rolle mehr, dass unsere Vegetarierin Pia die Gänseleber nicht zu genießen wusste und dass unser Geldbeutel nach dem Besuch deutlich geschrumpft war. Gegessen haben wir über die Massen gut,  und meist gab's auch noch einen Absacker danach. 
Und herrliche Aussichten bieten sich im Burgund allemal. 
Übrigens war Paray le Monial seit 1675 einer der häufigst besuchten Wallfahrtsorte Frankreichs. Dies,  nachdem Marie-Marguerite Alacoque das Herz ♥ Jesu erschienen war. Daraus entstand nicht nur der Herz-Jesu-Kult, sondern Marie und ihr jesuitischer Beichtvater Colombiere wurden später heiliggesprochen. Zuletzt Colombiere im Jahre 1992 von Papst Johannes Paul. 
Als wir dann am Schluss mit Käse und Wein nach Lörrach zurückkehrten,  hatten wir alles, was das Burgund auszeichnet, in reichem Maße kennengelernt.