Sonntag, 28. Juni 2020

Schöne Tage in Österfeld

Weil unsere Radreise von Prag nach Dresden mit Leitnertours wegen Corona abgesagt worden war, beschlossen Rolf und ich, ein paar Tage mit Fahrrad in Stuttgart zu verbringen. Nicht, dass Stuttgart ein idealer Ort fürs Radfahren wäre. Aber wenn man so einen ortskundigen Reiseführer wie den gebürtigen Feuerbacher Erzschwaben Rolf  zur Verfügung hat, der zudem alle Touren akribisch vorbereitet hatte, dann konnten die Tage in der Paradiesstrasse in Österfeld eigentlich nur paradiesisch werden. Und so war es auch.


Nach der Besichtigung des Baugeländes von Stuttgart 21, welches riesig ist, und dort insbesondere der 28 Kelchstützen, fuhren wir mit der Zahnradbahn „Zacke“ nach Degerloch. Dabei hab ich mein Handy verloren. Drei Tage später wurde es mir bei Abfahrt von einem jungen Mann zurück gegeben, der es auf der Straße gefunden hatte. Puh, welch ein Glück! Aber ich sage euch, auch ohne Handy waren die Tage schön!


Im Kursaal in Bad Cannstatt ließen wir es uns gutgehen, nachdem wir kurz vorher noch der 470igsten Montags Kundgebung von Stuttgart 21 Gegnern beigewohnt hatten. Das Häuflein der Aufrechten hat sich nach neun Jahren deutlich verkleinert.
Am nächsten Tag ging es über das Bärenschlössle und die Solitude über wunderschöne Fahrradwege nach Feuerbach, nicht ohne an der Solitude interessante Damenbekanntschaft zu machen.


Wir inspizierten die Baustellen, an denen Rolf als Bauleiter oder Hausmeister handwerklich tätig ist, und wurden am Nachmittag von Schwester Doris und Schwager Richard zum Johannisbeer Kuchen eingeladen. Köstlich! Dabei wusste Doris, die als Übersetzerin bei Gericht tätig ist, manch Interessantes über die Psychologen bei der MPU zu berichten.
Am nächsten Tag ging es von Herrenberg aus durch das Ammertal nach Tübingen.




Die Hofwirtschaft Schwärzlocher will ich euch empfehlen, aber auch die gute Trink Schokolade und das Speiseeis, welches wir in Tübingen genossen. Höhepunkt war das Bad im Neckar.


Und am Abend ließen wir die schönen Tage in Österfeld in einem weiteren Biergarten ausklingen, nicht ohne neue Pläne für eine Donautour zu schmieden. Übrigens: Ich habe zwei Kilo zugenommen. Und ich war in Coronazeiten beim Friseur. Und das sah so aus.



Sonntag, 14. Juni 2020

Nachtrag Ortenau

Ist doch wieder mal typisch: Der Dietmar kann nicht aufhören mit dem Erzählen! Also erzähle ich euch noch, wie der letzte Abend und die Rückfahrt verlaufen sind, und ich zeig euch noch ein paar Bilder, die erst jetzt in meiner Galerie gelandet sind.






Dies z. B. sind noch Eindrücke von der Hornisgrinde Tour, auf der wir übrigens 1190 Höhenmeter bewältigt haben, weil Martin schon bei der Anfahrt ein paar Weinberge überqueren musste. Das hat aber auch unserem Kraftpaket ganz schön zugesetzt. Auf der Schwarzwald Hochstraße hat er laut geschimpft: Die Strecke fahre ich nie mehr! Das braucht er auch nicht.
Bei der Rückfahrt haben wir uns in Kappelrodeck noch ein Eis gegönnt, und am Abend ging es in die Besenwirtschaft Meier in Ulm.


Zunächst noch mit Maske, aber die ließen wir bald fallen, und dann sah die Gesellschaft bei Flammenkuchen, Vesperplatte und dem Weincuvee „Keller“ so aus.




Am Samstag haben wir unseren Gastgeber Tobias Schillinger auf eine neue Art kennen gelernt. Er ist nämlich auch Holzkünstler.
Auf der obigen Statue ist ein Bettelmönch zu sehen mit Nickelbrille und Opferschale. Mit der Kettensäge arbeitet der Künstler und kann damit seinen ganz persönlichen Themen Ausdruck verleihen.


Für die Rückfahrt hatten wir uns etwas Besonderes ausgedacht. Wir fuhren mit Gepäck nach Baden Baden, genossen im Café König die Schwarzwälder Kirschtorte, statteten dem Frieder Burda Museum noch einen kurzen Besuch ab und fuhren dann als Vierergruppe mit BW Ticket nach Lörrach. Das war günstig, brachte aber den Umstand mit sich, dass wir nur Regionalzüge benutzen durften. 
Das hieß also, in Baden Baden, Offenburg und Freiburg mit Fahrrad auf das jeweilige Gleis gelangen. In Baden Baden gibt es zwar einen Aufzug, aber in den passte mein Fahrrad nicht hinein. In Freiburg gibt es eine Rolltreppe, die hoch auf die Stühlinger Brücke führt. Und auf dieser ist mein schweres eBike mit Gepäcktaschen einfach nach hinten umgekippt. Und ich fiel ebenfalls nach hinten die Treppe hinab und lag wie ein Maikäfer auf dem Rücken. Ein kräftiger junger Mann half mir auf die Beine, und war auch dabei behilflich, die Rolltreppe wieder zu verlassen. Puh, das war verdammt gefährlich! Und ich hatte wieder mal Glück gehabt.
In Weil dann der negative Höhepunkt meiner Zugfahrt. Auf Gleis 7 gibt es weder einen Aufzug noch eine Rolltreppe. Den langen Treppenaufstieg auf die Friedensbrücke hätte ich niemals mit dem eBike allein bewältigen können. Zum Glück haben mit Mitreisende geholfen, das schwere Bike nach oben zu hieven. 
Aber weil ich mit diesem Negativ Erlebnis den Blog nicht beschließen will, zeige ich euch noch, wie gut uns der Breakfast Man Rolf jeden Morgen versorgt hat.



Freitag, 12. Juni 2020

Renchen Ende

Nun, da sich unser Aufenthalt in der Ortenau dem Ende nähert, will ich noch etwas über die wunderschöne Landschaft erzählen, in der wir fünf Fahrradtage verbracht haben. 

Natürlich ist die Ortenau eine Weinregion, berühmt für den Klingelberger aus Durbach oder den Spätburgunder vom Alde Gott. Aber noch mehr ist sie ein Obstgarten. Und die Kirschen haben uns auf allen Wegen begleitet.


Wer kann dieser Versuchung widerstehen? Wir nicht. Rolf kam von seinen Abendspaziergängen mit der frohen Botschaft zurück, er habe zehn verschiedene Sorten Kirschen gekostet. Und für uns stellte sich die Frage: Wer erntet diese Pracht? Wir hielten vergeblich Ausschau nach den freundlichen Erntehelfern aus Osteuropa, die ansonsten auch dem Spargel zu Leibe rücken. Schließlich löste sich das Rätsel: Ein Großteil der Kirschen wird vom Baum gerüttelt. Wir trafen eine Kirschbauernpaar mit Rüttelmaschine.




Das sieht zwar einfach aus, hat aber wie alles auch seine Tücken. Etwas zu viel gerüttelt, und schon schadet es dem Baum.
Wir fuhren durch diese Gartenpracht und hatten vor allem am letzten Tag noch Glück mit dem Wetter.






Der Turm oben ist ein Mehlturm, heute allerdings nicht mehr im Gebrauch. Was aber noch in Betrieb ist, sind die Besenwirtschaften, von denen wir eine heute Abend aufsuchen wollen. In Ulm - unserem Wohnort - gibt’s auch eine Bierbrauerei. Und natürlich haben wir dieses Bier in unseren Kühlschrank gestellt. Und den Spätburgunder vom Alde Gott haben wir auch getrunken. Und noch manches andere. Aber das ist ein anderes Thema.
Heute am letzten Tag wurde dann auch noch das Sehnsuchtsziel Hornisgrinde bezwungen.


Der Anstieg über fast 1000 Höhenmeter forderte so einiges v.a. von den Nicht eBikern. Inzwischen sind sie in der Minderheit und brauchen viel Durchhaltevermögen, um uns eBiker nicht zu hassen.


Besonders, wenn wir dann lässig oben stehen und der Normalradler noch krampfhaft nach Erholung sucht.
Ich hätte noch viele schöne Bilder für euch, doch leider ist der Transfer vom Handy aufs iPad ziemlich mühsam. Und so will ich nur noch kurz erzählen, dass ich gestern bei bedecktem Himmel eine Mountainbike Tour zum Mooskopf gemacht habe. Und die war wirklich aufregend. Nicht nur wegen der Frage, ob mir die ePower bis nach Hause reicht, sondern auch, weil es mich zwischenzeitlich mal voll in den Match geschmissen hat. Zum Glück bergauf.


Aber wie immer: Wenn man es nach oben geschafft hat,  ist alles Negative weg.
Noch drei Bilder, und dann ist er vorbei, der wunderschöne Fahrradurlaub in der Ortenau.









Mittwoch, 10. Juni 2020

Ortenau zwei

Um es gleich zu sagen: Mein Essen gestern kam gut an! Kein Wunder, hatte ich die Nudeln doch in der Pastamanufaktura Fischinger im Dorf für 5€ das Pfund erworben, und die Bolognese mit der feinen Tomatensauce aus selbigem Laden gewürzt. Dennoch, für mich ein schöner Erfolg, weil es die Last weiterer Kochbemühungen von mir nimmt und ich nun die Essensgestaltung den anderen überlassen kann.
Noch weitere Erfolge gab es heute zu feiern. Ich hatte in Renchen das Museum Grimmelhausen reserviert, und tatsächlich waren alle Männer begeistert. 


Für eine Stunde hatten wir das Museum ganz allein für uns, und der Audio Guide brachte uns die Exponate näher. Nun muss ich einiges zu Grimmelhausen sagen. Er ist als Schultheiß in Renchen gestorben, und die Stadt hat ihm als Ehrenbürger nicht nur ein Museum sondern noch viele weitere Memorabilien gewidmet. Diese Skulptur vor dem Museum stellt den Jäger von Soest dar, eine der Metamorphosen des Simplicissimus.


Der „Simplicissimus“ ist das bekannteste Werk von Grimmelshausen (1622 - 1676). In ihm beschreibt er anhand des Toren Simplicius die mittelalterliche Welt des 30jährigen Krieges. Es ist ein Schelmen- und Entwicklungsroman. In seinen 10 Bänden ersteht die Welt des Krieges in ihrer Vielgestalt und Grausamkeit vor uns. Als Student hab ich mich am Buch versucht, bin jedoch an der mittelalterlichen Sprache gescheitert. 


Im Museum sind vorwiegend Lithographien zu sehen von bekannten Illustratoren, z. B. Paul Weber, Max Hunziker, Max Unold, Fritz Eichenberg, aber auch von August Macke und Günther Grass. Ich zeig mal ein paar Bilder.




Es war wirklich beeindruckend!
Dann ging es am Nachmittag noch mal in die Berge. Auf dem gleichen Weg zum Ruhestein, den ich gestern schon mal gefahren war. Diesmal kam die ganze Truppe mit.


Und auch wenn das Wetter wieder ziemlich grusig war, Spaß gemacht hat es auf jeden Fall. Und zum Schluss noch eine Mühle vom Wege.



Dienstag, 9. Juni 2020

Corona und das Fahrrad

Die Corona Zeit hatte schon begonnen, als ich noch in Ägypten war. Ich hatte nur nicht viel davon bemerkt. Kaum war ich zuhause, wurde schon der erste Todesfall aus Ägypten gemeldet: Ein deutscher Tourist war in Hurghada im Krankenhaus gestorben.
Der Lock down schlug dann ab 15. März bei uns so richtig zu. Kaum jemand verließ noch ohne Grund seine Wohnung. Ich war in unserem Haushalt der Außenminister. Ich erledigte die notwendigen Einkäufe, und musste mir danach mindestens zwei Minuten die Hände waschen. Pia wachte streng über die Einhaltung der Hygiene Regeln. Wir besuchten niemand mehr, und niemand kam zu uns zu Besuch. Da war es ein Glück, dass wir wenigstens mit unseren lieben Nachbarn einmal wöchentlich auf der Terrasse uns mit gebührendem Abstand zuprosteten. Sonst wären wir völlig vereinsamt. Stattdessen entdeckten wir die angenehmen Seiten von Multimedia. Ich realisierte plötzlich, dass ich ja Amazon Prime Kunde bin, und dass mir als solchem eine große Anzahl von Filmen zur Verfügung steht, die ich im Streaming Verfahren am Fernseher anschauen kann. 
Der zweite große Trost in dieser harten Zeit war mein Fahrrad. Ich entdeckte plötzlich ganz in der Nähe unseres Schissli Hüslis unbekannte Wegstrecken mit dem Mountainbike. Ich erkundete den Salzert und den Dinkelberg, - und schielte immer häufiger nach den ebikes, die mich so scheinbar mühelos am Berg überholten. Ich hatte Glück und fand ein supertolles Haibike zum Schnäppchenpreis bei ebay. 


Und jetzt bin ich mit noch mehr Schwung als vorher mit dem ebike unterwegs. 
Die erste große Bewährungsprobe steht bei unserem jährlichen Radevent mit Männergruppe an. Ursprünglich hatten wir in Norditalien eine Woche im Mai gebucht. Aber die mussten wir coronabedingt absagen. Mit dieser Truppe bin ich nun in der Ortenau unterwegs.


Bernhard und Klaus blieben zuhause. Rolf S. kam dazu. So sind wir fünf Musketiere, die mit einem Rennrad, einem Trekkingrad und drei ebikes die Ortenau durchstreifen. Zum ersten Mal bei dieser Unternehmung muss ich nicht befürchten, von den sportlichen Kollegen abgehängt zu werden. Dank überlegener E-Power kann ich sorglos rumtrödeln, und bin mir jederzeit sicher, das Feld von hinten wieder aufrollen zu können.
Wir haben eine tolle Unterkunft in Renchen Ulm gefunden, die uns fünf Männern fünf Schlafräume bietet, so dass keiner vom Schnarchen des anderen gestört wird. 
Wie üblich ist die Versorgungslage ausgezeichnet, weil Steffen, unser Koch, und Martin, unser Captain, darum wetteifern, die allerfeinste Küche auf den Tisch zu bringen. Gestern gab es Lammlachse und Bratwürste auf dem hauseigenen Lotus Grill. Heute werde ich mit feinen Nudeln in den Wettbewerb eingreifen.
Natürlich ist auch Corona anwesend. 


Aber das kann das zweite wichtige Vergnügen dieses Urlaubs nicht trüben. Weizenbier kann man auch mit Maske trinken.


Heute hab ich eine Solotour zum Nationalpark Schwarzwald zum Ruhestein gemacht. 800 Höhenmeter in einer Stunde haben mich stolz gemacht.



Und heute Abend will ich noch kochen. Also, ihr werdet’s einsehen: Ich muss aufhören mit dem Bloggen!