Mittwoch, 21. August 2019

Lewitz on my own

Pia ist zurückgefahren, und ich muss mir die Zeit allein vertreiben. Manchmal denke ich an die Sprachkurswochen in Spanien. Mit dem Unterschied, dass es hier keine Sprache zu lernen gibt. Doch ganz so stimmt das auch nicht.
Heute morgen fuhr ich mit dem Fahrrad nach Schwerin, um dort um 11Uhr an einer Stadtführung teilzunehmen. Und der Stadtführer sprach so plattdeutsch und undeutlich, dass ich anfangs kaum 10% verstanden habe. Nach mehrmaligem Bitten sprach er langsamer und deutlicher, und meine Verstehensrate stieg auf 90%. Ich kann euch also noch ein paar schöne Bilder von Schwerin zeigen.

Es gibt wirklich viele alte Gebäude in der Stadt, und viele Geschichten darüber zu erzählen.

Zu DDR Zeiten ging man ziemlich brachial mit sanierungsbedürftigen Bürgerhäusern um: Man riss sie einfach ab, um neuen Wohnraum zu schaffen. Wäre das auch eine Lösung für heute?



Wohl kaum! Dazu ist die Position der Denkmalpflege zu stark. Nach dem Stadtrundgang ging ich noch zum Konzert in die Schlosskirche. Die ist nur zu bestimmten Gelegenheiten zu besichtigen. Und das Konzert war eine gute Gelegenheit.


Der Countertenor Karsten Henschel sang zur Begleitung von Zsuzsa Varga Barockmusik z.b. von Monteverdi. Ein Genuss!
Anschließend ging’s wieder ins Café Prag zum Torteessen, einfach köstlich!
Auf dem Rückweg kam ich wieder zum Strand von Zippensdorf. Und diesmal hatte ich die Badesachen dabei.

Am See bieten sich immer wieder phantastische Ausblicke. Und in Mecklenburg/Vorpommern gibt es mehr als 1000 Seen.


Oben sehen wir nochmal das Schweriner Schloss vom Wasser aus. Hatte ich schon erzählt, dass ich am Tag zuvor in Ludwigslust gewesen war? Mehr als 60km bin ich geradelt. Aber es hat sich gelohnt. Neben schönen Bildern ist auch noch ein Bad am Baracuda Beach von Neustadt-Glewe und ein neuer Haarschnitt für 13€ dabei herausgekommen.

Ein zweites Versailles wird Schloss Ludwigslust genannt.

Und das hat auch mit dem wunderschönen Park zu tun, der hinter dem Schloss liegt.

Das Grabmal der Erzherzogin Luise befindet sich auch dort. Auf der Rückfahrt radelte ich dann durch eine wunderschöne Landschaft mit Pferdeweiden, riesigen Fischteichen und dem verwunschenen Friedrichsmoor. Dort traf Erzherzog Friedrich einst den Köhler Friedrich, und seitdem ranken sich viele Geschichten um dieses bevorzugte fürstliche Jagdrevier.

Am Schluss gibt’s noch ein paar weitere Skulpturen.


Obige Skulptur stellt den „Runden Tisch“ dar, besser das Scheitern desselben. Mit dem runden Tisch wollten West und Ost nach der Wiedervereinigung beginnende Spannungen abbauen. Der Versuch misslang. Bereits in Leipzig sah ich eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema „Runder Tisch“

Mit dem Bild des hochverehrten Erzherzogs Friedrich Franz II schließe ich den Blog.

























Montag, 19. August 2019

Lewitz Mühle - Schwerin


Nach dem Schlosshotel in Klink sind wir nun in der Lewitz Mühle bei Banzkow, südlich von Schwerin angekommen. Die Lewitz ist ein ziemlich unbekanntes Stückchen Land, in dem sich Fuchs und Hase noch gute Nacht sagen. Unser Hotel ist das einzige weit und breit. Es glänzt mit drei Superior Sternen und ist sicher eine Klasse schlechter als Schloss Klink. Sogar für die Nutzung des Schwimmbades muss man zahlen. Ebenso einen Euro pro zusätzliches Sauna Handtuch. Die Liste von Geschmacklosigkeiten ließe sich fortsetzen, und findet kulinarisch seinen Höhepunkt. Doch die Umgebung ist schön. Und es gibt Fahrräder, um sie zu erkunden.

Am Sonntag besichtigten wir bei strömendem Regen das Schloss Schwerin, ein zweites Neu Schwanstein, mit 365 Türmen und Türmchen.
Die Pracht im Inneren ist beeindruckend.



Einige Räume werden von der Landesregierung genutzt. Und man sagt, dies sei der schönste Sitzungssaal eines Landesparlaments in Deutschland.

Übrigens das Schloss sieht bei Sonnenschein viel schöner aus.




Und zum Schluss zeige ich euch noch, wie schön ein Strand am See aussieht. Leider hatte ich keine Badesachen dabei.




















MacPom mit Pi

Und dann ist sie doch noch gekommen, die Liebste, mit dem Zug aus Lörrach nach Leipzig. Ankunft 15.21 Uhr, Doch es wurde etwas später. Und gleich mussten wir uns sputen, um noch rechtzeitig nach Klink bei Waren (Müritz) ins Schlosshotel zu kommen. Der Name versprach nicht zu viel. Wir hatten ein wunderschönes Zimmer mit Balkon und Seeblick. Und die Betten ließen sich soweit auseinander schieben, dass Pia ihre Ruhe vor meinem Schnarchen hatte. Einmal war ich auch Schwimmen im See. Sonst war das Wetter nicht einladend genug.

Immerhin war es ausreichend gut, um Fahrrad zu fahren. Nach Waren und zurück, durch den Wald, Hügel auf und ab. 


Wir waren ausreichend geschafft, um das leckere Essen im Hotel um so mehr genießen zu können. Was ich gar nicht mehr wusste: Ich hatte ein Paket gebucht, in dem neben der Übernachtung auch noch Gutscheine für Essen, Kuchen,Fahrräder und eine Drei-Seen-Fahrt mit dem Schiff enthalten war. Und so tuckerten wir bei regnerischem Wetter los.
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Es gab viel zu sehen.





Und ein Weizenbier gab es auch. Und gleich neben dem Hotel gab‘s ein Outlet mit Wolkensteyn Jacken. Da kaufte ich eine und war glücklich.
Aber noch glücklicher war ich über die tollen Ansichten vom See beim Fahrradfahren.




Und dieses obige Wassertier frisst Wasserlinsen und ist ein Nutria. Rundum zufrieden mit dieser ersten Kostprobe von Mecklenburg/Vorpommern fuhren wir am Samstag zu unseren Freunden nach Bad Doberan. 

Und die empfingen uns mit Dampflokomotive und Maylo, ihrem Riesenhund, mit dem wir dann einen Strandspaziergang an der Ostsee machten.

Es war ein herrlicher Nachmittag mit Freunden und Hund. Leider erreichte uns am nächsten Tag die Nachricht, dass Kater Lino verschwunden war, und Pia entschied sich sofort, den Urlaub abzubrechen und nach Lörrach zurück zu kehren. Inzwischen wissen wir, dass Lino gestorben ist. Und ich werde die nächsten Tage in MacPom allein verbringen.


















Freitag, 16. August 2019

Geschichten aus Leipzig

Sei es, weil Geschichten Erzählen mehr Zeit und Konzentration benötigt, als Bilder auf den Blog zu stellen. Sei es, weil einige Freunde mir gestanden hatten, dass sie meinen Blog nur wegen der Bilder anschauen würden. Ich bin euch bisher die Geschichten schuldig geblieben. Das will ich nun nachholen. Zumal ich doch zwei Stadtführungen „Geschichte und Geschichten“ mitgemacht habe. Bei zwei verschiedenen Stadtführern. Einem Jungen und eloquenten, den ich euch schon vorgestellt habe, und einem älteren Ursachsen, den ich euch jetzt vorstellen werde.
Ö

Ursachse nenne ich ihn deshalb, weil er resignativ-klagend dennoch der festen Überzeugung war, die Welt habe ihren Mittelpunkt in Leipzig und nirgendwo sonst. Alles irgendwie Bedeutsame stamme aus Leipzig, auch wenn es gegenlautende Stimmen darüber gäbe.
Ihr merkt schon, diesen Sachsentyp mit seiner weinerlichen, aber gleichzeitig selbstgerechten Art, konnte ich nicht gut leiden. Dennoch hat es sich gelohnt, zweiStadtführungen mit dem gleichen Titel zu machen, weil ich beide Male ganz unterschiedliche Informationen erhielt.
Die Leipziger halten sich für die besseren Berliner. Ihre Stadt sei älter, schöner sowieso, und alles liege viel näher zusammen als in Berlin. Nun, das stimmt tatsächlich. Das Zentrum ist nur einen Quadratkilometer groß, und fast alle wichtigen Gebäudesind dort versammelt. Ausnahme: Das Völkerschlacht Denkmal. Dieses Monstrum steht im Süden der Stadt.

Es ist 91 m hoch und soll einen phantastischen Ausblick bieten. Auf den habe ich verzichtet und mir lieber den Südfriedhof angeschaut.

.... und das Panometer, in dem gerade die Ausstellung „Carola‘s Garten“ von Yadegar Asisi zu sehen war.



In Carola‘s Garten widmet er sich den vielfältigen Lebensformen in einem verwilderten Stadtgarten.


Phantastisch! Doch zurück zu Leipzig und seiner Geschichte. Die meisten Einwohner hatte die Stadt um die Jahrhundertwende mit mehr als 700 000 Bewohnern. Die wenigsten nach der Wende mit 400 000. Heute sind es wieder mehr als 600 000, und die Stadt wächst weiter. Viele Studenten zieht es nach Leipzig. Die Alternativen, die Künstler und die Hausbesetzer finden hier eine Heimat und noch andere skurrile Szenen.

In diese düstere Fabrikhalle verirrte ich mich auf einem Streifzug und stand unversehens vor drei schwarzgekleideten Jungmenschen, von denen einer mit einer Federmaske maskiert war.


Erschrocken gab ich Fersengeld.
Doch zurück zur Innenstadt. Leipzig‘s Spezialität sind die „Durchfahrhäuser“ bzw. Passagen. Die gibt‘s zwar auch in Mailand und Paris, hat aber hier mit der Eigenschaft Leipzig‘s als Messestadt zu tun. Leipzig liegt am Schnittpunkt zweier Handelsstraßen, der Via Regi und der Via Imperi. Schon vor 1000 Jahren war Leipzig Messestadt, und diese Messe spielte sich in den Durchfahrhäusern der Innenstadt ab. Die Waren wurden mit Fuhrwerken ins Haus hinein geschafft, und weil es dort keine Wendemöglichkeit gab, führen die Wagen geradeaus weiter hinaus. Diese ehemaligen Messehäuser sind heute Einkaufspassagen und für Touristen äußerst attraktiv.

Mitten in einem solchen Haus ergeben sich spektakuläre Ausblicke zum Himmel. In der Mädler Passage befindet sich Auerbachs Keller, der im Faust verewigt wurde, und heute ein Touristen Magnet ist.

Auf obiger Skulptur sieht man die von Mephisto verzauberten Studenten, die sich an die Nase gehen, weil sie sie für eine Weintraube halten.
Leipzig steckt voller Geschichten. Leibnitz war hier, Bach, Mendelssohn, Schuhmann und Wagner sowieso, aber auch Heisenberg und Angela Merkel. Viele haben im Nikolai Kolleg studiert, gleich neben der Nikolai Kirche, von dem die Montags Demonstrationen ihren Ausgang nahmen.

Vor der Nikolaikirche würde den friedlichen Demonstrationen mit einer offenen Säule ein Denkmal gesetzt. Sie ist den Säulen in der Nikolai Kirche nachempfunden und symbolisiert die friedliche Öffnung des Massenprotests.

Die Montagsmärsche hatten sich aus der Friedensbewegung Anfang der 80iger Jahre entwickelt, die in West- und Ostdeutschland vor allem in den Kirchen Unterstützung fanden. Zur Friedensmesse am Montag um 17 Uhr in der Nikolai Kirche kamen immer mehr Menschen, um damit auch gegen das Regime zu protestieren. Schließlich wurde die Bewegung so stark, dass sie das Regime hinweg fegte.
Auch Johann Sebastian Bach schrieb Geschichte in Leipzig. Beim Bewerbungsverfahren um die Kantorstelle in der Thomas Kirche wurde er nur Vierter. Die drei vor ihm platzierten Bewerber entschieden sich alle für lukrativere Stellen in anderen Städten, und so besetzte der schaffensfreudige Bach die Stelle. Er schrieb nicht nur für jede Sonntagsmesse eine neue Kantate, sondern setzte auch noch zwanzig Kinder in die Welt. Dennoch wurde er nach seinem Tod schnell vergessen und erst wieder durch Mendelssohn in Erinnerung gebracht. Er setzte ihm aus eigenen Mitteln ein Denkmal.

Ungleich prächtiger fällt die Statue aus, die ihm die Stadt direkt vor der Thomas Kirche gesetzt hat.

Übrigens, der offene Knopf an der Weste soll darstellen, dass sich der rastlose Bach oft keine Zeit für das Aussehen nahm.


Ich besuchte auch das Bundesverwaltungsgericht, welches im Gebäude des ehemaligen Deutschen Reichsgerichts untergebracht ist. Auf dem obigen Bild ist der Sitzungssaal zu erkennen, in welchem der Reichstagsbrandprozesse verhandelt wurde.
Es folgen zwei Aufnahmen aus dem City Hochhaus, in dessen Top View Restaurant ich fein zu Mittag aß.



Und jetzt schließe ich den Blog über Leipzig ab, weil er mir schon zweimal abgestürzt ist.