Einen Tag vor unserer Ankunft feierten die VAE den 45igsten Jahrestag ihres Bestehens
Ich begann, mich über Dubai zu informieren. Ich las zwei Reiseführer ( Baedecker und Merian ), von dem FAZ Korrespondenten und Arabien Experten Rainer Hermann " Die Golfstaaten - Wohin geht das neue Arabien?"und die "Gebrauchsanweisung für Dubai" von Felicia Engelmann. Die Autoren schrieben sehr positiv, ja enthusiastisch über das Land. War Dubai denn nicht das Land der Geldverschwendung, des sinnlosen Luxus, der Frauenunterdrückung und des religiösen Fanatismus?
Oben der Scheich von Abu Dhabi und Präsident der VAE, Scheich Chalifa bin Zayid al Nayhan, darunter der Scheich von Dubai, Scheich Muhammad bin Raschid al Maktum
Meine Vorurteile veränderten sich. Es entstand ein anderes Bild. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) entstanden vor 45 Jahren, nachdem kurz zuvor Öl bei Abu Dhabi entdeckt worden war. Sieben Scheichtümer taten sich zu einem Staatswesen zusammen, welches seitdem "quasi monarchisch" regiert werden. Der Scheich von Abu Dhabi, dem größten Emirat, ist immer der Präsident, der Emir von Dubai, dem zweitreichsten Scheichtum, ist immer der Ministerpräsident in der Regierung.
Die sieben Emire regieren die VAE wie ihren Familienclan. Die Clans sind untereinander verbrüdert, und die größte Aufgabe bestand anfangs und auch heute noch darin, das Geld "gerecht" zu verteilen.
Im Unterschied zur klassischen Monarchie lebt der Regent nicht von den Steuern, die er von seinen Untertanen einzieht, sondern im Gegenteil verteilt Geschenke an diese. Man könnte natürlich darüber streiten, wem der Ölreichtum gehört, dem Scheich oder dem "Volk". Aber dieser Streit wird nicht geführt. Die Ölquellen sprudeln für die Emire, und diese lassen ihre Familien und Untertanen am Reichtum teilhaben.
Unsere erste Unterkunft, das Hilton in Sharjah ...
..... und der abendliche Blick vom Pool auf die Hochhauskulusse
Und die Brosamen, die vom Tisch des Herrschers fallen, sind gar nicht so gering. Jeder Emirati erhält von Geburt an eine Rente, bei der Hochzeit ein Haus und ein Auto sowie 30000 $ Cash. Bei Scheidung der Ehe fällt das Haus und das Geld an die Frau. Das Auto bleibt beim Mann.
Das hervorragend ausgebaute Gesundheitswesen ist für alle kostenlos, ebenso wie die Bildung. In Dubai finden sich hervorragende Universitäten mit ausländischen (expatriots) Lehrern.
Auf Bildung haben die Herrscher von Anfang an viel Wert gelegt. Nicht wenige Emiratis haben im Ausland studiert. Zurück in der Heimat haben sie sich hauptsächlich damit beschäftigt, ihr Geld zu verwalten. Niedere Arbeiten, aber auch fachlich hochqualifizierte Arbeit wird von den Ex-Patriots, den Ausländern erledigt. Dazu gehören die Bauarbeiter aus Pakistan, die philippinischen Kindermädchen, aber auch die international renommierten Architekten, die Ingenieure, Ärzte, Lehrer und Polizisten. Alle sind "Expatriots" - Ausländer.
Diese bilden das Gros der Bevölkerung in den VAE. Von den 10 Millionen Einwohnern sind 15% Emiratis. Der Rest kommt aus aller Welt und lebt friedlich zusammen. Für den Frieden sorgt die Polizei und ein umfassend ausgebautes Überwachungssystem. Schon der kleinste Verstoß gegen die Ordnung der "Schönen neuen Welt" wird mit drastischen Strafen geahndet. Das Überfahren der gelben Linien am Straßenrand wird unerbittlich mit 200 $ geahndet. Selim, unser Reiseführer, sang uns davon sein Klagelied. "Man kann in Dubai viel Geld verdienen, aber man wird es auch schnell wieder los."
Dubai ist eine Klassengesellschaft. Ganz oben stehen die Emiratis. In diese Klasse wird man hinein geboren. Ganz selten heiraten Emiratis Angehörige anderer Ethnien. Wenn doch leben sie meistens im Ausland.
Die Ausländer, die Expatriots in den VAE, teilen sich in verschiedene Schichten auf. Ganz am unteren Rand der Pyramide befinden sich die Bauarbeiter, Dienstmädchen und Gärtner. Ganz oben stehen die vielen Millionäre und Milliardäre, die in den VAE eine neue Heimat gefunden haben. Dazu gehören auch Sportler (wie Boris Becker), Künstler und Stars der Geldbranche. Denn in Dubai zahlt man keine Steuern. Und das lockt die Finanzhaie in Massen an.
Und so entstand binnen 45 Jahren aus einer Handvoll Beduinendörfern eine Megacity von zwei Millionen Einwohnern, die sich anschickt, im Jahr 2020 anlässlich der Expo zur schönsten Stadt der Welt zu werden. Das ist jedenfalls das Ziel von Scheich Mohammed, dem Scheich von Dubai. Er ist, wie auch sein Vater, ein Mann der Visionen und von einem unersättlichen Geltungsbedürfnis getrieben. Er hat Dubai zusammen mit den besten Architekten der Welt am Reißbrett entworfen. Dabei ist eine Stadt ohne Fußgänger und Radfahrer herausgekommen. Alles bewegt sich im Auto - und das führt zu chaotischen Verkehrssituationen.
Der Stau in Dubai ist legendär. Auf der 12 spurigen Scheich-Zayed-Road und verschiedenen Nebenautobahnen staut sich der Verkehr jeden Morgen und Abend zwischen Sharjah und Dubai so auf, dass zusätzliche zwei Stunden Fahrtzeit einzurechnen sind. Dennoch scheint die Lösung "Öffentlicher Nahverkehr" keine für Dubai passende Option. Sind die Emirati zu stolz für Massenfortbewegungsmittel? Möchte lieber jeder hinter dem eigenen Lenkrad sitzen, wie früher stolz auf dem Rücken der Kamele? Ich weiß es nicht. Auf diese Frage fand ich keine Antwort.
Aber sonst ist die Megacity perfekt in vielfacher Hinsicht. Es gibt keinen Dreck auf der Straße und auch sonst nirgendwo. Dubai ist sauberer als die Schweiz und auch sauberer als Singapur. Dubai gehört zu den sichersten Städten der Welt. Man versicherte mir, ich könne ruhig mein Portemonnaie verlieren. Es werde mir garantiert unangetastet zurückgebracht. Liegt es an den drastischen Strafen und an der totalen Überwachung? Oder daran, dass die Expats Dubai als so eine Art Paradies erleben. Und die Vertreibung aus dem Paradies möchte natürlich jeder vermeiden.
Denn dies ist die Hauptstrafe: Wer straffällig wird, muss das Finanzparadies VAE nach Abbüssung einer Haftstrafe verlassen. In Dubai regiert das Geld. Es regiert allumfassend und so, dass Armut und Elend sozusagen nicht existiert. Alle schätzen sich glücklich, am Geldsegen teilhaben zu können. Sicherlich in unterschiedlichem Ausmaß, aber doch beim Geringstverdiener noch so, dass er lieber bleibt, statt nach Hause zu gehen.
Ich habe nun genug über die politischen Verhältnisse geschrieben und will euch nun über die Reise selbst berichten. Der Flug war anstrengend, weil wir 4 Stunden Zwischenaufenthalt in Istanbul hatten. Die Unterkünfte phantastisch, das Hilton in Sharjah und das Fairmont Palm in Dubai. Das Wetter ideal, Sonnenschein, Temperaturen tagsüber zwischen 25 und 30 Grad bei erträglicher Luftfeuchtigkeit. Nachts 20 Grad, Wassertemperatur 24 Grad. Im Hilton hatten wir einen wunderbaren Pool, bzw. zwei Pools, im Fairmont neben der Poollandschaft direkten Zugang zum Strand und Meer.
Das Essen war phantastisch, auch weil wir den Tag mit den vom Frühstücks Buffet geklauten Köstlichkeiten gut überstanden. Abends war dann wieder Schlemmen angesagt. Die Gruppen Ausflüge gingen nach Abu Dhabi, ins Heritage Museum nach Sharjah und zweimal auf ein Schiff mit Rundfahrt und Abendessen.
Alles andere unternahm ich selbstständig. Auch wenn dies ein wenig anstrengender und auch teurer ist, als mit der Herde mitzulaufen, so habe ich es doch genossen. In den VAE kann sich der Tourist völlig frei und sicher bewegen, die Beherrschung von Englisch vorausgesetzt. Auch ist die Kleiderordnung so, dass die Verschleierten kaum auffielen, vielmehr der westliche Kleidungsstil dominierte.
So fuhr ich auf den Burj Khalifa, mit 828 m das höchste Bauwerk der Welt, bis auf 555 m hinauf und hatte von da aus einen phantastischen Ausblick auf Stadt und Wüste. Auch das zweite architektonische Muss, den Burj Al Arab, besichtigte ich auf eigene Faust. Das einzige 7 Sterne Hotel der Welt, ist wie ein Segel gebaut und 321 m hoch. Um es zu betreten ist eine Reservierung für das Café oder das Restaurant erforderlich. Da mir die vom Reiseführer empfohlene Teatime im Skyview zu teuer war (160 €) entschied ich mich für einen Lunch auf der Terrasse für 60 €, und fühlte mich glücklich, weil ich die Luxusathmosphäre hautnah und preisgünstig erleben konnte.
Auch auf dem Creek und dem Soukh in Deira bewegte ich mich selbstständig. Dort bekommt man noch etwas mit vom alten Dubai. Der Goldsoukh und der Parfümsoukh sind absolut sehenswert, auch wenn man beim Handel sehr vorsichtig sein muss. Ich hab mir auch die weltgrößte Dubai Mall und die Emirates Mall mit der weltberühmten Skipiste angesehen. Wahrscheinlich könnte ich Stunden erzählen, aber das tue ich nur, wenn jemand Näheres wissen will. Ich bewegte mich mit der Metro und mit dem Bus. Alles ganz einfach, wenn man das System mal verstanden hat.
Die Reisegruppe war übrigens sehr nett. Immer wieder war ich im Gespräch, konnte mich aber auch separieren, wenn ich den Wunsch danach hatte. Das Zusammenreisen mit meinem Reisepartner Rolf war sehr angenehm. Bei der berühmten Frage: Klimaanlage ein oder aus? gab es keine Probleme. So kann ich eine Reise nach Dubai auch denen empfehlen, die sich nicht damit begnügen wollen, den Luxus einer Schnäppchenreise zu genießen, sondern ein anderes Land in seiner Besonderheit kennenlernen wollen.
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