Freitag, 19. August 2016

Rückkehr nach Deutschland

Jetzt soll die Rede sein von Heiko, meinem Freund und Reisebegleiter, der mir die ganze schwierige Zeit über eine zuverlässige Stütze war.
Bereits im Krankenhaus war mir das Wichtigste gewesen, dass es da jemanden gab, auf den ich mich im Notfall verlassen konnte, der mich raus holen konnte, wenn es nötig war. Als mein Auge in den zwei Tagen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus reizbar blieb, und die Entzündung sich nicht besserte, reifte mein Entschluss, den mit der Klinik vereinbarten Kontrolltermin am Dienstag morgen sausen zu lassen und mich auf dem schnellsten Wege nach Deutschland zu begeben. 
Heiko erklärte sich bereit, mich bereits am Montag non-stop nach Freiburg in die Augenklinik zu bringen. Keine geringe Herausforderung, denn das waren 1000 km auf stauträchtigen Autobahnen.
Meine Ferienzeit in Breslau hatte ich sowieso nicht wirklich genießen können. Lediglich den Rynek, den Ring, hatte ich bei unseren Essensausflügen kennengelernt. Zu anstrengend war es, die Augen aufzumachen. Die meiste Zeit verbrachte ich liegend auf der Seite im Hotelbett.
Dennoch sind noch ein paar Fotos entstanden, die ich euch nicht vorenthalten will.
Das ist der Blick von unserem Hotel über die Oder auf die Universität.
Das ist das alte Rathaus, von dem Mittags um 12 Uhr ein Trompeter die Stunde bläst.
Schön renovierte Patrizierhäuser auf dem Rynek, der abends vor Leben platzt.
Zwerge sind überall in der Stadt zu sehen.
Und das Wappentier von Polen stand vor dem Rathaus.
Am Montag, den 15. August, feiert Polen Mariä Himmelfahrt. Und da Polen sehr katholisch ist, ist dies einer der größten Feiertage. Entsprechend leer waren die Straßen, als wir morgens um kurz vor acht Uhr das Hotel verließen. Leider wurde es mit dem Auge während der 10stündigen Fahrt nicht besser. Zu der Reizbarkeit gesellten sich bald heftige Kopfschmerzen. Hatte ich anfangs noch gezweifelt, ob es überhaupt nötig sei, in die Augenklinik zu fahren, so wurde dies nun klarer. Ich hatte vorher verschiedentlich bei der Notfallnummer der Klinik angerufen, hatte jedoch keine wirkliche Hilfe erfahren. Nun rief ich wieder an und kündigte mein baldiges Eintreffen als Notfall an. Frau F. blieb ungerührt. Ich solle nur kommen.
Als ich um 18 Uhr eintraf, fand ich eine lange Schlange von Wartenden vor. Ich ging zum Schalter vor, wies auf meine dringliche Situation hin und wurde barsch von einer dicklichen Dame angeherrscht, ich solle eine Nummer ziehen und mich in die Schlange einreihen. Wie sich herausstellte, war dies die besagte Frau F., mit der ich auch von Breslau aus schon telefoniert hatte, die meine Situation also genau kannte.
Ich bat die Anwesenden, mich vorzulassen, doch auch dort traf ich auf Ablehnung. Eine resolute Dame entschied, das seieN hier alles Notfälle, und sie wolle mich nicht vorlassen. So hielten es auch die anderen. Ähnlich wie in Breslau konnte ich bei den anderen Wartenden die Not nur wenig erkennen. Die meisten unterhielten sich munter, wirkten entspannt und ohne Zeitdruck. Ich hingegen konnte durch mein angeschwollenes Auge sowieso nichts sehen und wirkte, so glaube ich sagen zu können, durchaus leidend.
Seis drum. Die Anmeldung dauerte 20 Minuten, anschließend wartete ich im Wartezimmer noch über zwei Stunden. Warten war ich ja inzwischen gewöhnt. Ich beschloss, der Ärztin gegenüber nicht fordernd sondern eher zurückhaltend aufzutreten, nur auf die Schmerzen zu verweisen und mir alles andere aus der Nase ziehen zu lassen. Das hatte eine erstaunliche Wirkung. Plötzlich wurde ich ernst genommen. Wegen erhöhten Augeninnendrucks müsse ich stationär bleiben. Man werde mich durch Infusion und Augentropfen zunächst konservativ behandeln. Wenn das keinen Erfolg bringt, sei eine Notoperation nötig. Durch einen kleinen Stich ins Auge, werde der Druck gesenkt.
Ich mache es kurz. Der Druck sank durch die Behandlung. Eine dritte Augen OP war nicht nötig. Nach zwei Tagen konnte ich nach Lörrach heimkehren.
Die Reise nach Polen war ein Abenteuer. Ich habe es einigermaßen gut überstanden. Einige Erlebnisse haben sich tief bei mir eingeprägt. Die Situation im polnischen Krankenhaus habe ich als traumatisch erlebt. Nun hoffe ich darauf, dass ich bald wieder normal sehen kann.

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