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Sonntag, 8. April 2018

Die letzten Tage

Wieder mal hatte ich Glück: Ich fand ein Geschäft, welches mir schon am Freitag ein Fahrrad für einen Tag auslieh, Am Samstag bis 19 Uhr sollte ich es zurück bringen. Schon am Freitag erkundete ich die Stadt Kaunas. Wie herrlich, mich mit dem Fahrrad bewegen zu können.



Mein weiß rotes Stahlross hatte zwar nur drei Gänge, war aber stabil genug, um auch einen 95 Kilo Fahrer transportieren zu können. Ich besuchte das Einkaufszentrum Akropolis und fand eine Friseuse, die mir einen litauischen Haarschnitt verpasste. Ich fand auch eine Musikkneipe, in der es am Abend ein Konzert geben sollte. Und frohgemut begab ich mich noch am Freitag Abend dorthin. Welch Freude, die Band spielte die Musik der Doors. Fast bei jedem Titel konnte ich mitsingen. Ich kam ins Gespräch mit anderen Gästen und kehrte erst spät ins Hotel zurück.
Für den Samstag hatte ich eine Fahrt nach Vilnius mit dem Zug und auf eigene Faust geplant. Das Fahrrad nahm ich mit. Alles klappte und ich radelte beschwingt durch Vilnius. Ich ließ mich einfach treiben.








Ich radelte durch die Altstadt, am Ufer der Neris entlang zur Neustadt, durch einen Park und noch einmal zur freien Republik Uzupis 
Dort sah ich neben dem Engel von Uzupis auch noch das berühmte Flussklavier von Uzupis.

Hinter der Kathedrale befindet sich der Burgberg. Und der war ganz bewachsen mit vielen Bäumen. Eines Tages kam jemand aus der Stadtverwaltung auf die Idee, die Bäume zu fällen, damit die Burg besser sichtbar wäre. So sieht die Burg heute aus.




Die darüber gespannten Netze sollen ein weiteres Abrutschen des Bodens verhindern. Für Besucher ist der Berg gesperrt, und der Verantwortliche für das Baumfällen konnte bislang noch nicht gefunden werden.

Am Sonntag fuhren wir über den Berg der Kreuze zurück nach Lettland. Der Berg der Kreuze ist ein Hügel mit Hunderttausenden von Kreuzen. Die ersten von ihnen wurden in Gedenken an die von der zaristischen Armee niedergeschlagene Rebellion von 1831 aufgestellt. Der Ort wurde zum Symbol des litauischen Widerstandes gegen das Sowjetregime.
Mit der Zeit wurden dort immer mehr Kreuze aufgestellt, so dass es inzwischen Hunderttausende sind.





Meine Friseuse in Kaunas erzählte mir, auch bei ihrer Hochzeit sei ein solches Kreuz aufgestellt worden.
Über Jurmala fuhren wir zurück nach Riga.




Jurmala ist ein gepflegter Badeort, der vorwiegend von Russen frequentiert wird. Es gibt wunderschöne alte Holzhäuser und am Strand liefen hunderte von Menschen entlang und genossen das frühlingshafte Wetter.
Diese letzte Nacht verbrachte ich wieder im Doppelzimmer mit Walter, meinem lieb gewordenen Reisegenossen. Mein Ausflug am nächsten Morgen kurz vor Abflug zu den Markthallen von Riga war aber dann auch für ihn zu risikoreich. So begab ich mich allein auf den Weg. Und das war gut so!
Zum Schluss noch ein paar Bilder von Riga.
















Mittwoch, 4. April 2018

Lettland und Litauen - 2. bis 9. April 2018. Teil 1

Kaum zurück aus Malaga, und kaum war das Oster-Familienfest vorbei, da ging’s schon wieder los. Am Ostermontag um 04.30 Uhr mit dem schicken AUDI zum Flughafen Frankfurt, und von dort mit der Lufthansa nach Riga. Auf die Fahrt mit meinem schnellen AUDI hatte ich mich gefreut. Und tatsächlich, vor Frankfurt war die Autobahn frei und vierspurig, so dass ich mal das Gaspedal durchdrücken konnte. Relativ leicht kam ich auf 230 km/h. Dann war Schluss. Wie abgeriegelt. Na ja, genügt ja auch.
Ich hatte ein halbes Doppelzimmer gebucht. So ergab sich im Hotel Islandis in Riga die Frage, wer wohl mein Zimmergenosse sein würde. Mit Walter, einem ehemaligen Berufskraftfahrer aus Nordfranken, hatte ich es nicht schlecht getroffen. Obwohl er sich aus Respekt vor mir das „Sie“ nicht abgewöhnen konnte, und obwohl er, genau wie ich, nachts schnarchte, kamen wir für die eine Nacht in Riga gut miteinander aus. Wie schade, dass mir in der folgenden Nacht in Kaunas ein anderer Zimmerkollege zugewiesen wurde. Aber das ist eine andere Geschichte, und über die berichte ich euch später.
Am Ostermontag herrschte in Riga Schneetreiben. Aber unsere litauische Reiseführerin „Daine“ hatte uns für Dienstag gutes Wetter versprochen. Und so kam es auch. 

Überhaupt ist Daina unser Schutzengel. Auch für den zweiten Tag betete sie um gutes Wetter, und so konnte sie uns die Schönheiten von Riga und Vilnius im herrlichen Sonnenlicht präsentieren.
Riga verfügt neben den historischen Gebäuden in der Altstadt noch über eine ganze Reihe von Jugendstihäusern außerhalb des Zentrums. Ein gehöriger Teil von ihnen wurde von Michael Eisenstein errichtet, dem Vater des sowjetischen Filmregisseurs Sergej Eisenstein. (Panzerkreuzer Potemkin)
Auch wenn der Sohn dem Vater nicht besonders „grün“ war, an der Schönheit der väterlichen Bauwerke kann es keinen Zweifel geben.





Neben dem„Dekorativen Jugendstil“ von Michael Eisenstein gibt es noch andere Jugendstil Richtungen in Riga. 


Der „Lettische Jugendstil“ kommt bescheiden daher.

Aber die schwülstigen Formen sind natürlich beeindruckender.






Eine Freiheitsstatue gibt’s auch in Riga. Sie wurde von einem lettischen Künstler in der Zeit der ersten Republik (1921 bis 1939) entworfen und soll die Einheit der drei lettischen Regionen darstellen. Als Lettland von 1945 bis 1991 Teil der Sowjetunion war, war diese Statue den Sowjets ein Ärgernis. Als sie sie wegen des Protests der Letten nicht entfernen konnten, interpretierten sie die Bedeutung der Statue um. Sie stelle die Mutter Sowjetunion dar, die ihre Kinder Estland, Lettland und Litauen liebevoll vereinigt.

Wie uns Daina versicherte, habe sich diese Interpretation nicht durchgesetzt.

Noch eine andere hübsche Geschichte gibt es aus Riga: Ein Kaufmann, der vergebens um Aufnahme in die Gilde gebeten hatte, baute aus Ärger über seine Ablehnung ein Haus mit einer Katze auf dem Dach neben das Gildenhaus. Diese streckte ihr Hinterteil direkt zum Gildenhaus hinüber.

Der Ärger war groß. Der Kaufmann ließ die Katze auf dem Haus zum Gildenhaus hinüber schauen und wurde aufgenommen.

Eine der baltischen Heldengeschichten, die keine Sage ist, sondern historische Realität, ist folgende:
Am 23. August 1989, noch zu Zeiten der zerfallenden Sowjetunion, bildeten 2 Millionen Menschen aus Estland, Lettland und Litauen eine 600 km lange Menschenkette von Tallinn bis Vilnius, um an den schändlichen Hitler/Stalin Pakt zu erinnern, mit dem im August 1939 die selbstständigen baltischen Staaten unter den Großmächten aufgeteilt wurden.

Diese machtvolle Demonstration der Balten trug wesentlich dazu bei, dass sie 1991 selbstständig werden konnten.

Wir fuhren schon am Dienstag nach einer ausführlichen Stadtbesichtigung von Riga mit dem Bus weiter nach Litauen, und zwar eben auf dem „Baltischen Weg“ , auf dem sich damals die Menschenkette gebildet hatte.
Unterkunft fanden wir in Kaunas im Radisson Park Inn. Das Hotel ist leider nicht so gut, wie es klingt. Die Zimmer sind klein, und die Betten können nicht weit voneinander plaziert werden. So sah ich mich gezwungen, ins Einzelzimmer umzuziehen. Das genieße ich jetzt, und kann hier auch viel besser am Blog schreiben.