Freitag, 1. Juli 2016

Donnerstag 30. Juni

Pia hat natürlich recht. Das ständige Herumfahren, jede Nacht einen neuen Schlafplatz suchen ist anstrengend. Auch wenn wir nicht viele Kilometer fahren, weniger als 200 täglich, so sind wir doch mehrere Stunden unterwegs. Zwischendurch halten wir an, um eine der Attraktionen oder ein nettes Café mit WiFi aufzusuchen. Und so stellen wir am Abend fest, dass wir wieder mal den ganzen Tag unterwegs gewesen sind.
Hätten wir ein festes Quartier, wäre es wahrscheinlich auch nicht viel anders. Wir würden morgens mit dem Auto losfahren und verschiedene Sehenswürdigkeiten abklappern. Aber es ist doch ein anderes Gefühl, abends immer wieder eine Unterkunft, bzw. einen Campingplatz suchen zu müssen, der unserem fahrbaren Heim einen Stellplatz bietet. Bisher haben wir immer Glück gehabt und schöne Plätze gefunden, aber eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht.
Natürlich kann man es auch so sehen, dass wir luxuriöse Freiheit genießen wie kaum möglich mit einem anderen Fortbewegungsmittel. Wir kommen überall hin, haben stets alles dabei, können so lange bleiben, wie wir wollen, und sind jederzeit frei, zu schlafen, wie und wo wir wollen. Es gibt immer verschiedene Perspektiven.
Der Tag heute fing schlecht an: Es regnete, Pia hatte Migräne und ich schlechte Laune. Dabei stand uns einer der Höhepunkte unserer Tour bevor: Das Icefield Center direkt am Columbia Gletscher. Ein großes Info Center auf über 2000 m Höhe, in dem verschiedenste Touren gebucht werden können. Z.B eine Gletschertour, eine geführte Wanderung zum Gletschersee, eine Fahrt mit dem Snowmobil und vieles anderes, welches das Touriherz erfreut. Außerdem kann man im Info Center eine Ausstellung besuchen über die Geschichte des Icefields und einen Film ansehen. Ein Hotel, ein Restaurant und ein Bistro ergänzen das Angebot. 

Der Athabasca Gletscher heute
...und vor 75 Jahren
und das Columbia Icefield als Modell im Info Center.

Aber müssen deshalb ungefähr 5000 Touristen gleichzeitig sich die Klinke in die Hand geben und sich um den besten Platz zum Fotoklick rangeln? Nachdem wir die Ruhe unserer Wilcox Campsite, dem höchstgelegenen Campingplatz des Nationalparks auf über 2000 m Höhe, verlassen hatten, ging uns der Rummel am Icefield Center so gegen den Strich, dass wir uns sogleich für die Weiterfahrt entschieden. Nur noch schnell die Mails checken und neueste Nachrichten empfangen. Ich kann dank eines Digital Abos der BZ meine Badische Zeitung auch hier in Kanada lesen. Und da kann ich im Sportteil all das nachlesen, was ich life bei der EM verpasst habe.
Das Wetter besserte sich im Laufe des Tages. Am Sunwapta Falls war es schon wieder so schön, dass wir die kleine Wanderung zu den Lower Falls ohne Regenschirm unternehmen konnten. Pia hatte uns mit einem Picnic ausgerüstet, so dass die Unternehmung gleich ein echtes Urlaubserlebnis wurde.
Als nächstes besichtigten wir den Athabasca Fall
und hatten dann erstmal genug Wasserfälle gesehen.
In Jasper bestätigten sich unsere Befürchtungen: 35000 Besucher hatten alle verfügbaren Quartiere belegt - und so entschieden wir uns weise für die Fortsetzung unserer Reise. Nach einer Kaffeepause im Waschsalon (!) verließen wir den Nationalpark und fanden schließlich wieder ein wunderschönes Plätzchen im Robson Shadow Campground im Schatten des höchsten Berges der kanadischen Rockies, dem Mount Robson (3960m), der sich leider in Wolken gehüllt hatte.
Und als dann wenig später ein munteres Feuer prasselte
und es wieder mal ein herrliches Abendmenü mit Steak gab, war das Camperglück vollkommen.


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