Montag, 1. Mai 2017

Mein freier Tag in Krakau

Gestern hatte ich mir einen freien Tag genommen und war um 12 Uhr auf eigene Faust in die Stadt gefahren.
Schon der Weg zur Straßenbahnhaltestelle war mir "ungeführt" ein Vergnügen. Auch das erste Mal den ÖPNV benutzen stimmte mich euphorisch - auch, wenn ich eine falsche Tram erwischte.
Übrigens die ganz alten Trams heißen in Krakau "Helmuts", weil sie 1991 von Helmut Kohl aus alten Nürnberger Beständen der Stadt Krakau zum Geschenk gemacht worden war. Ich erwischte eine neue Tram und gondelte damit durch die Stadt, bis ich irgendwann - oh Wunder - genau da ankam, wo ich hinwollte, in Kasimierz.
Kasimierz ist der Stadtteil von Krakau, in dem vor dem 2. Weltkrieg 64000 Juden wohnten. Das war ein Drittel der Bevölkerung Krakaus. Die Nazis deportierten die Juden zunächst ins Ghetto und später in die Vernichtungslager. Heute leben noch 180 Juden in Krakau.
Das alte Judenviertel verkam unter dem Sozialismus zur Schmuddel Ecke und wird seit den 90iger Jahren konsequent zum touristischen Blickfang ausgebaut. Die Alte Synagoge dient heute als Museum. Eine Unzahl von Musik Kneipen mit Klezmer Musik, von Galerien, Bars und Restaurants erinnern an die vergangenen Zeiten. Man kann sich wirklich gut aufhalten in den Gassen von Kasimierz.
Ich entdeckte das im jüdischen Stil geführte Café Cheder, und fühlte mich sofort wohl. Ich aß köstlichen Humus
..... und danach noch Zitronenkuchen und Capucchino. Es war wunderbar. Am Nebentisch residierte eine deutsche Reisegruppe bei arabischem Kaffee. Der Leiter dozierte fast eine halbe Stunde lang über jüdisches Brauchtum - und machte mir einmal mehr dadurch klar, wie schön es ist, "ungeführt" das Fremde zu entdecken.
Auch besuchte ich die "Alte Synagoge" wie viele andere vorwiegend deutsche Gäste. Auch dort war es polnisches Personal, welches mich beim Eintrittsgeld bemogeln wollte. 
Wieder fuhr ich mit der Straßenbahn von Kasmierz aus ins Zentrum. Wieder machte ich so manchen Umweg, sah aber auf diese Weise mehr von Krakau als nur die Altstadt, die von einem grünen Ring aus Parkanlagen umgeben ist. Es war Sonntag, und eben hatte ein Marathonlauf stattgefunden. Die Stadt befand sich wie im Fieber. Überall fröhliche Menschen, die durch die Straßen und Parks flanierten.
Auf den Weichselwiesen war Jahrmarkt. Gerade noch konnte ich der Versuchung widerstehen, eine fette polnische Bratwurst zu probieren, aber bei den Oscypeks und den Obwarzaneks war ich machtlos. Diese Spezialitäten schmecken einfach zu gut! 
Im Park gab es eine Fotoausstellung über Papst Franziskus. Auch Johannes Paul war wieder verewigt.
Die Stadt zeigte sich mir von ihrer schönsten Seite. Auf dem Rydek wurden beim Casting künftige Fernsehstars gesucht. Schade, dass ich da nicht mitmachen konnte.
Die Lebendigkeit der Stadt begeisterte mich. Hierhin will ich noch einmal mit mehr Zeit zurück kehren.

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