Sonntag, 30. April 2017

Polen - Krakau

Wir kamen um 22 Uhr ins Hotel - nach 22 Stunden Busfahrt mit wenig Pausen im Stau und Regen. Im Hotel gabs dann noch was zu essen. Das City Hotel hätte in Deutschland wohl höchstens 2 Sterne bekommen. Hier in Polen hat es drei. Immerhin, es ist sauber, wenn auch sehr einfach. Mein Zimmer teile ich mir mit Hans Peter, einem 71jährigen Metzgermeister aus Karlsruhe. Er hat ein bewegtes Leben hinter sich, ist aber als Zimmerkollege ganz annehmbar. Mein Schnarchen störte ihn nur in der ersten Nacht. Dafür muss ich damit leben, dass er Stehpinkler ist.
Oben auf dem Bild seht ihr meine Reisegruppe. Eine muntere Ansammlung von Rentnerinnen mit einigen männlichen Exemplaren dazwischen.
Mit unserem chinesischen Billigbus ging's dann am Samstag in die Innenstadt zum Wawel Hügel. Der Wawel ist so eine Art Nationalheiligtum von Polen. Dort, auf einer kleinen Anhöhe in einer Weichselschleife, befindet sich das Königsschloss und die bedeutendste Kathedrale Polens. In der Kathedrale nehmen die Königsgräber den meisten Platz ein. Unter den Königen findet sich auch am Ende der Ahnenreihe Marschall Pilsudski, der den Sowjets 1921 eine vernichtende Niederlage bereitete und deshalb zum Nationalheld mutiert ist, sowie der Staatspräsident Lech Kaczinsky, der 2010 bei einem mysteriösen Flugzeugunglück in Russland zusammen mit seiner Tochter ums Leben kam. Die Untersuchung dieses Unglücks hat der heutige Staatspräsident Andrei Duda den Russen überlassen. Er hat nicht auf den Einsatz einer internationalen Kommission bestanden, was ihm von unserem Reiseführer heute noch übel genommen wird.
Ganz am Ende der Sarkophage befindet sich auch noch eine Urne, die an die Opfer des Massenmordes von Katyn erinnert. In Katyn und anderen Orten wurden 1940 ca. 25000 polnische Soldaten, vorwiegend Offiziere, von der sowjetischen Besatzungsmacht umgebracht und in Massengräbern verscharrt. Dieses Massaker wurde 1943 von den Nazis aufgedeckt. Die UDSSR leugnete bis 1990 die Urheberschaft und war bemüht, Katyn den Nazis in die Schuhe zu schieben. 
Katyn ist so zum Symbol geworden für das Leiden Polens zwischen den übermächtigen Nachbarländern Deutschland und Russland.
Oben seht ihr die Kathedrale auf dem Wawelhügel.
Die Opferrolle Polens unbenommen, mich hat die Nähe von Patriotismus und Religion in der Kathedrale seltsam berührt. In der Kirche schien es weniger um Religion zu gehen als um die Geschichte von Polens Größe.
Neben der nationalen Größe beschwören die Polen auch gern den Nationalheiligen Papst Johannes Paul II, der übrigens 2014 von Papst Franziskus tatsächlich "heilig" gesprochen wurde.
 Karol Jozef Wojtyla hat viele Jahre in Krakau gelebt, und an sein Wirken wird überall erinnert.
Krakau wurde im 2. Weltkrieg kaum zerstört. Nur ein paar Brücken wurden gesprengt. Ansonsten ist die Altstadt - und nicht nur die - original erhalten. Dies gibt ein Stadterlebnis der besonderen Art, denn man sieht nicht nur eine für den Touristen präparierte Fassade, sondern auch im Detail eine Stadt, die mit ihrer Geschichte lebt.
Nach dem Wawel schloss sich ein Spaziergang durch die Altstadt an und pünktlich um 12 Uhr ein Besuch der Marienkirche mit dem berühmten Altar von Veit Stoß. Der wird nämlich pünktlich um zwölf geöffnet. Die vollbesetzte Marienkirche und Trompetenklänge erzeugen einen magischen Moment.
Die Polen wissen - auch in der Kirche - ihre Momente dramatisch zu inszenieren!
Am Nachmittag stand dann noch ein Besuch in der stillgelegten Salzmine von Wieliczka an. Die ist mittlerweile zu einer Touristenattraktion geworden. Wir kamen in den Genuss einer Gruppenführung mit Kopfhörer. Eine sehr sympathische junge Bergfrau war so jederzeit nah an meinem Ohr, obwohl sie sich in den dunklen Stollen des Bergwerks oft weit von mir entfernt hatte.
Zunächst ging es auf einer schmalen Holztreppe 380 Stufen in die Tiefe und dann im Heilklima des Salzes durch die dunklen Stollen. Wir begegneten Zwergen
...... und anderen magischen Wesen der Unterwelt.
Höhepunkt war am Schluss die Kathedrale der heiligen Klingna, der Schutzheiligen der Bergleute.
In Salz gehauen findet sich dort alles, was in eine Kirche gehört.
Im Ernst, die Führung war beeindruckend. Und beeindruckend war es nachzuerleben, wie der Alltag der Menschen unter Tage ausgesehen hatte. Fast jeder zehnte wurde Opfer eines Unfalls. Dafür war der Schutz vor anderen Krankheiten aufgrund des salzigen Heilklimas hervorragend. 
Auch ich hatte Hoffnung, dass sich meine Erkältung durch den Besuch bessern würde.
Am Abend ließ ich mir dann noch in dem dem Hotel angegliederten Spa eine wunderbare Lomi Massage verabreichen und ging entspannt ins Bett.
Heute macht die Gruppe einen Ausflug nach Zakopane in die Hohe Tatra - und ich gönne mir einen gruppenfreien Tag in Krakau. Und als erster Ausdruck dieser Freiheit hab ich Blog geschrieben.

1 Kommentar:

  1. Meinem Weltenbummler ein Kompliment für den neuesten Bericht. So kriege ich als Hausmaus auch noch etwas mit von seinen Abenteuern.

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