Mittwoch, 16. Dezember 2015

Über das Kreuz mit dem Bloggen in China, über Chongqing, Sichuan, Pandas und Masken

Also ihr Lieben, bis jetzt habt ihr vergeblich auf meine Blogeinträge gewartet. Und ihr werdet noch bis zum 16. Dezember warten müssen. Dann bin ich nämlich wieder in Deutschland und kann endlich meine Blogeinträge posten. Die chinesische Regierung hat nämlich den Zugang zu gewissen Seiten im Netz gesperrt. Und unter diesen Sperren leidet natürlich auch der ausländische Tourist in China. Solche gesperrten Seiten sind z. B. Google, Facebook und auch Blog.de. So schreibe ich meine Blogeinträge auf meinem i-pad nur für mich, und ihr könnt sie erst lesen, wenn ich wieder in Deutschland bin. Der Blog dient mir so als eine Art Tagebuch, um das festzuhalten, was ich auf der Reise erlebe.
Wo war ich stehen geblieben? Ah, ja, wir waren mit unserem Kreuzfahrtschiff in Chongqing gelandet und mit dem Zug nach Chengdu gefahren.
Chengdu ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan und hat 14 Millionen Einwohner. Die Einwohner von Sichuan sind recht klein. Deng Hsiao Peng, der chinesische Führer nach Mao, der die wirtschaftliche Öffnung des Landes betrieb, stammte aus Chengdu.
Sichuan ist für seine scharfe Küche und für seinen Pfeffer berühmt. Übrigens bezieht sich das Theaterstück von Bert Brecht "Der gute Mensch von Szechuan" auf diese Gegend. Berühmt sind auch die Frauen von Sichuan. Sie haben angeblich ihren Männern gegenüber die Hosen an. Das wurde uns bei einem Theaterprogramm demonstriert, welches wir am zweiten Abend zu sehen bekamen. Doch davon später.
Wir erhielten einen lokalen Reiseführer für Chengdu, Chang, der uns am nächsten Tag zur Panda Aufzuchtstation nahe Chengdu führte. Am ersten Abend hatten wir nach dem Abendessen kein Programm. Also stürzte ich mich bei leichtem Regen abenteuerlustig in das Gewirr der Straßen. Viele Menschen waren unterwegs, der Autoverkehr chaotisch. Ich studierte Schaufenster, interessierte mich für die Preise von Daunenjacken und nahm schließlich meinen ganzen Mut zusammen um mich in ein Spa und Massage Zentrum zu begeben. 
Die chinesische Massage hatte ich schon bei meiner ersten Chinareise kennengelernt. Ich hatte sie im ersten Moment als äußerst schmerzhaft, aber in der Heilwirkung als phänomenal in Erinnerung. Die Massage im Hotel kostete mehr als 50€. Das musste es doch auch billiger geben!
Im Spa gab es eine Rezeption und eine Liste mit Anwendungen und Preisen, jedoch niemanden, der ausreichend Englisch sprach, um mich beraten zu können. Nach längerem Palaver landete ich in einem Zimmer mit zwei  Massageliegen und einem Fernseher, auf dem ein alter russischer Film von der Oktoberrevolution zu sehen war. 
Ein Masseur klappte eine der Liegen am Fußende auf, und siehe da, eine Fußwanne kam zum Vorschein, die sogleich mit warmem Wasser gefüllt wurde. Ich erhielt eine Art Schlafanzug aus bunt bedrucktem Baumwollstoff. Den zog ich an und die Socken aus, und schon wurden meine Füße ins warme Wasser gestellt, während ich mich wohlig auf der Liege zurücklehnen konnte. Meine Füße wurden sanft massiert, dann mein Kopf und schließlich die Nacken Muskulatur. Am Nacken ging es los. Plötzlich wurden die Massagegriffe kräftiger, drangen tiefer in das Muskelgewebe ein. Ich begann tiefer zu atmen, zu stöhnen bis schließlich ein Schrei aus mir hervorbrach. Worauf mich der Masseur fragte, ob alles okay sei, ich ihm dies bestätigte und er mit seiner Tortur fortfuhr. Anderthalb Stunden ließ ich mich quälen. Dann bezahlte ich 25€ und ging tief zufrieden ins Hotel zurück.
Am nächsten Tag ging es zu den Pandas. Seit 1980 gibt es diese Aufzuchtstation. Sie wurde gegründet, um das Aussterben der Pandas zu verhindern. Das hat sich als Irrtum erwiesen. Der erste und einzige Panda, der nach der Aufzucht ausgewildert wurde, war nur wenige Wochen später tot, ermordet von Artgenossen, die ihn wegen seines menschlichen Geruchs ablehnten. 
Seitdem wird von einer Aufstockung des Bestandes wildlebender Pandas abgesehen. Es gibt nur noch 2200 wildlebende Pandas. 1800 davon leben in Sichuan. Hinzu kommen die Pandas in der Aufzuchtstation. Bis zum Alter von 4 Jahren können die Pandas in der Gemeinschaft mit anderen Jungtieren leben. Sie werden großteils mit der Flasche aufgezogen, weil die Pandamutter sich immer nur um ein Baby kümmert, und die anderen verstößt. 
Im Alter von 4 Jahren wird ein Panda geschlechtsreif. Von da an werden Pandas in Einzelgehegen gehalten, weil sie sich sonst durch dauernde Statuskämpfe verletzen würden.
Pandas mögen es nicht, wenn es zu warm ist. In der Station gehen sie dann in die Nähe der Klimanalagen. Wir hatten einen relativ kühlen Tag erwischt mit leichtem Regen. Und so konnten wir die ansonsten eher faulen Tiere beim munteren Spiel in der Peergroup beobachten. Es war wirklich überaus possierlich, den Tieren bei ihren Balgereien zuzuschauen.
 Wen wunderts, dass unsere "Ladies" beim Anblick der Pandakinder verzückte Schreie ausstießen und dass manch eine mit einem Panda Stofftier vom Besuch im Pandazoo zurückkehrte.
Am Nachmittag stand wieder ein Besuch in einer diesmal renovierten "Altstadt" auf dem Programm. Dort konnte man sich im Teehaus von einem Ohrenputzer die Ohren reinigen lassen. Die Versuchung war groß - doch ich habe ihr widerstanden! Stattdessen bin ich in einem Artcafe gelandet mit WLAN und habe einen wunderbaren Cappuccino getrunken.
Am Abend gingen einige von uns dann in eine Theateraufführung in einem Nobelviertel. Erst hatten wir Gelegenheit, die Schaufensterauslagen der Luxusgeschäfte zu studieren samt den davor parkenden Nobelkarossen, dann gings in die Show. Diesmal war es nicht ganz so beeindruckend wie die Akrobatikshow in Shanghai. Wir saßen an kleinen Teetischen, auf denen uns Getränke und eine Suppe mit Maultaschen serviert wurde. Auf der Bühne sahen wir Tanz, Theater, Comedy und musikalische Darbietungen. Ein besonderer Höhepunkt und eine Spezialität aus Sichuan: Der Maskentanz. Dabei ziehen sich die Tänzer mit einer unmerklichen Bewegung eine Maske vom Gesicht, unter der eine weitere erscheint. Das alles im Einklang mit Tanz und Musik und sehr schönen Masken. Ich konnte nicht widerstehen und hab mir hinterher eine Maske als Mitbringsel gekauft.
Am nächsten Morgen ging es in aller Herrgottsfrühe nach Lhasa. Doch davon ein andermal.

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