Wir hatten am Samstag die Fähre nach Swartz Bay genommen und waren bei schlechtem Wetter von da aus nach Victoria weitergefahren. Ziel: Im Empress Hotel am Inner Harbour eine English Teatime genießen. Das Empress Hotel ist ein ehrwürdiger und von englischer Vornehmheit strotzender Kasten und das Teemenüe sollte p.P. 75$ kosten. Also verzichteten wir weise auf diesen Höhepunkt der Reise!
Stattdessen kehrten wir im "Venus Sophia" ein, einem stilvoll eingerichteten Teehaus in Chinatown. Ihr seht davon ein Bild.
Weiter gings die A14 nach Port Renfrew bis China Beach. Die kleine Variante, um Vancouver Island kennen zu lernen. Tatsächlich auf dem Highway kaum Autos. Wir waren ziemlich allein bei unserer Fahrt durch den kanadischen Regenwald. Wobei ich mir den Regenwald eigentlich ein bisschen anders vorstelle als die Mischung von vorwiegend Nadel- und einigen Laubbäumen. Allerdings die Bäume sind hoch und darunter haben sich etliche Büsche und Farne versammelt, so dass sich das typische Halbdunkel des Regenwalds ergibt, wenn man hindurchwandert.
Wir übernachteten am China Beach, einer wunderschön gelegenen Campsite im Provincial Park. Der Platz Wächter machte schon einen etwas herunter gekommenen Eindruck. Aber der Platz war sauber und gepflegt. Das Holz, welches ich bei ihm kaufte, kostete 7$ das Bundle und war nass. Was ich aber erst feststellte, als ich vergeblich ein Feuer zu machen versuchte. Zu meiner Entschuldigung kann ich anführen, dass es leicht regnete und ich keine Axt zum Spalten des Holzes vom Autovermieter erhalten hatte. Ein Schweizer Pärchen half uns mit einer Axt aus, aber auch das half nichts: Das ganze Papier verbrannt, das Holz nur angekohlt, das war das Ergebnis eines frustrierenden ersten Versuchs, in der kanadischen Wildnis mich als Feuerpionier zu beweisen.
Am nächsten Morgen noch ganz früh, als Pia noch schlief, machte ich mich mit Stöcken auf zum ein Kilometer entfernten Pazifik Strand. Mit Stöcken lief es sich ganz gut und das Erlebnis des stillen Waldes mit dem hohen Blätterdach war wunderschön.
Nächste Station am Sonntag Mittag Port Renfrew, ein verschlafenes Fischernest, ganz am Ende des Highways. Wir saßen in der Marina Bay und genossen die Athmosphäre des alten Hafens.
Wir fuhren weiter durch das Inland nach Lake Cowichan, eine Bergstrecke, von der ich mir nicht ganz sicher war, ob wir sie mit unserem WoMo befahren durften. Alles ging glatt bis auf einen Vorfall in einer scharfen Kurve, als eine Schublade aufging und aus dem Scharnier sprang. Etwas weniger Stauraum für uns.
In Lake Cowichan fanden wir eine wunderschöne Campsite "Lakeview", und dort gelang es mir dann auch trotz weiterhin leicht regnerischem Wetter ein wunderschönes Campfire zu entfachen, vor dem ich dann bis spät in die Nacht regungslos hocken blieb.
Und auf der Fähre sahen wir Motorradfahrer.
Die Fahrt nach Whistler war wunderschön. Steil gings nach oben, anfangs an der Küste entlang, später an rauschenden Bächen vorbei. Es wurde immer später. Ich gebe zu, ich hatte es darauf angelegt, dass wir keinen Zeltplatz auf einem offiziellen Zeltplatz mehr fanden. So mussten wir wild campen, auf einemPlatz abseits der Straße, etwas abschüssig, was wir aber durch geschickte Plazierung eines Höhenausgleichs korrigieren konnten.
Nachts heulten die Coyoten - und wir hielten sie für Wölfe. Nun hatte das Abenteuer begonnen. Am nächsten Tag sahen wir einen Schwarzbären am Straßenrand.
Und in Whistler konnte ich ab 9 Uhr im Irish Pub das EM Fußballspiel Deutschland gegen Nordirland verfolgen. Da war das Glück schon ziemlich vollkommen, und selbst Pia schien nicht mehr ganz so sehr zu leiden unter den widrigen Hygiene Verhältnissen. Kein Wunder, waren wir doch auf dem Weg nach China Valley zu Sonja und Markus, wo es wieder Aussicht auf Schlafen im Haus und geregelte Hygiene Verhältnisse gab.
Am Dienstag Abend fast pünktlich um 19 Uhr trafen wir im China Valley zum Abendessen ein. Pia hatte ihre Jugendfreundin Sonja 40 Jahre nicht gesehen. Ihren Ehemann Markus kannten wir beide nicht. Entsprechend vorsichtig wollten wir diese Begegnung gestalten. Vielleicht gleich am nächsten Tag wieder losdüsen. Das war wahrlich nicht nötig.
Sonja und Markus empfingen uns herzlich und machten uns gleich mit einer Runde von Freunden bekannt, die sich um den Tisch versammelt hatten. Richard und Barbara, die auch aus Deutschland stammte, sowie Wayne und Joe, die beim Ersatz des Hausdachs geholfen hatten. Es wurde ein feuchter und lustiger Abend. Wir tranken Wein und Schnaps, den Markus selbst gebrannt hatte, und aßen ein von Sonja zubereitetes köstliches Abendessen. Nichts gegen unsere Camping Küche. Aber so opulent hatten wir in Kanada noch nicht gegessen.
Pia schlief im Haus, und das Frühstück am nächsten Tag ließ unser Feriengefühl weiter anwachsen. Sonja und Markus zeigten uns ihre Farm und ihre Tiere. Sie haben 50 Rinder, 4 Pferde, einige Hühner, einen Hund und eine Katze. Die Kühe und zwei Stiere leben frei draußen auf der Weide, auch im Winter, und werden nur in den Stall geholt, wenn sie Hilfe beim Kalben benötigen und im Herbst, wenn die Kälber in die Stadt zur Rinderauktion gebracht werden.
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