Nun, so ein Wohnmobil, und insbesondere die Bewohner desselben, produzieren mit der Zeit ganz schön viel Abfall. Damit meine ich nicht den normalen Hausmüll - den kann man ja problemlos überall entsorgen - sondern die wässrigen Rückstände vom Duschen, Waschen und Klogehen. Die werden in einem Wohnmobil in Tanks gespeichert, solange, bis diese voll sind. Und dann muss man den "Grey Tank" für das Wasch- und Spülwasser und den "Black Tank" für die Kloabfälle entleeren. Das geschieht entweder bei einem Full Hook Up im RV Park oder bei einer Dump Station irgendwo an einer Tankstelle oder beim Supermarkt.
Bei uns ist der Grey Tank alle drei Tage voll. Den Black Tank haben wir nie voll gekriegt. Das mag man verstehen, wie man will.
Auch der Frischwassertank muss neu befüllt werden. Der fasst 160 l, was gar nicht so viel ist, wie es sich anhört. Auch in den Benzintank passen 160 Liter, und auch die reichen nur 600 km. Ganz schön hoch, der Benzinverbrauch, finde ich. Dafür zieht das Achtzylinder Motörchen den 6,5 Tonner schön die Berge hoch. Und von denen gibt's hier reichlich.
Doch der Reihe nach. Nach dem Ablassen und dem Auffüllen fuhren wir bei halbwegs freundlichen Wetterbedingungen ins Okanagan Valley, welches berühmt ist für seine milden klimatischen Bedingungen, den Obst- und Gemüse-, vor allem aber für seinen Weinanbau. Von Sonja und Markus hatten wir den Tipp bekommen, das Weingut "Gray Monk" aufzusuchen. Und das taten wir dann auch. Das Weingut liegt wie ein kleines Chateau inmitten Rebflächen oberhalb des Sees. Wir probierten vom Weißen und vom Roten, nahmen drei Flaschen mit und zogen gutgelaunt weiter unseres Weges Richtung Osten, zunächst nach Needles, wo wir mit einer Fähre den Arrow Lake überquerten und dann über Nakusp zum Summit Lake Provincial Park, in dem wir eine weitere Nacht ohne Stromanschluss aber in herrlichster Umgebung verbrachten.
Ich finde diese Übernachtungen auf Campingplätzen im Nationalpark oder im Provinzpark viel schöner als in den privat betriebenen RV- Campingplätzen. Zwar gibt es dort keinen Full Hook Up, also Strom, Wasser und Abwasseranschluss, dafür ist alles viel naturbelassener, und auch die Leute sind viel netter. Übrigens haben wir unterwegs auf der Strecke auch unseren ersten Elch gesehen. Er stand in Seelenruhe auf der anderen Seite eines Sees und labte sich an Wasser und Büschen.
Am Freitag, den 24. Juni, regnete es nahezu den ganzen Tag. Da war es gut, dass vor allem Fahren auf dem Programm stand. Wieder einmal ging es mit einer staatlichen Fähre über einen See, bevor wir am Abend den Lockhart Beach Provincial Park mit Campingplatz am Kootenay See erreichten. Unterwegs besichtigten wir Sandon, ein gottverlassenes Nest, welches einst ein florierendes Bergbau Städtchen war, bevor der Niedergang des Bergbaus und eine Naturkatastrophe es in eine Geisterstadt verwandelten. Während eines dreitägigen Unwetters riss eine Sturzflut fast dreihundert Häuser mit sich. Die Überbleibsel und ganz viel Schrott können heute noch besichtigt werden.
In Kaslo machten wir Rast bei der stillgelegten S.S. Moyes, dem am längsten in Betrieb gewesenen Schaufelraddampfer auf dem Kootenay See. Heute ist sie zum Museum umgebaut und liegt in Kaslo vor Anker. Wir sparten uns die Besichtigung und bezogen stattdessen gemütlich Quartier im Blueberry Bistro direkt gegenüber. Dort genossen wir die köstlichen Cakes und vor allem das WiFi, durch welches wir erstmals wieder in Kontakt mit der restlichen Welt gerieten. Fast schon litten wir an Entzugserscheinungen ganz ohne Internet!
Und hier erfuhren wir auch vom Brexit. Während wir uns im Wesentlichen nur um die Route und die besten Übernachtungsplätze kümmern müssen, geht das politische Leben weiter. Irgendwie hat es uns beide schockiert, dass nun wahrscheinlich vieles im politischen Europa anders wird. Ich glaube, auch die Briten sind erschrocken über ihre Entscheidung, die eine Phase des steten Zusammenwachsens von Europa beendet.
Heute Abend sprach mich der Parkwächter auf den Brexit an. Selber von britischen Vorfahren abstammend, erklärte er sich den Brexit mit dem Unwillen der Briten, sich von irgendjemandem auf der Welt etwas sagen zu lassen. Er mag nicht ganz unrecht haben.
Am Samstag, den 25. Juni verpassten wir zwar die ersten Achtelfinalbegegnungen der EM, u.a. das dramatische Ausscheiden der Schweiz, dafür besichtigten wir Fort Steele und fanden frühzeitig im Provincial Park des Wasa Lakes einen schönen Übernachtungsplatz.
Fort Steele ist eine ehemalige Kleinstadt, die mittlerweile verlassen und zum Heritage Museum umgebaut ist. Man kann eine Vielzahl von Häusern besuchen, in denen überall Leben wie vor 100 Jahren herrscht. Laienschauspieler unterhalten die Besucher mit lustigen Szenen. Man kann auch mitmachen, sich selbst verkleiden und munter mitspielen. Das hat uns aber doch zu lange gedauert. Aber es war ein schöner Samstag Nachmittag in Fort Steele.
Der Wasa Lake hat 18 Grad Wassertemperatur. Vor einem Monat hat dort ein Triathlon stattgefunden, also musste ich es auch mal probieren.
Aber ganz so weit kam ich dann doch nicht.
Am Abend haben wir dann am offenen Feuer einen frischen Lachs gegrillt. Köstlich!
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