Bei unserer Ankunft in Digoin bei Canalous fanden wir nicht etwa unser schmuckes Espade 850 vor, sondern einen 36 Jahre alten Seelenverkäufer namens „Harry Dixon“, der nicht nur außen ramponiert sondern auch innen schmuddlig und versifft war. Das Schiff war nicht nur schlecht gereinigt worden, es war herunter gekommen und verschimmelt.
Pia und ich waren uns sofort einig: Dieses Schiff wollen wir nicht! Es bedurfte einiger Verhandlungen, dann wurde uns der Mietpreis in voller Höhe erstattet, und wir können eine völlig neue Reise durchs Burgund in Angriff nehmen.
Heute, drei Tage später, preisen wir uns glücklich darüber, nicht mit dem Schmuddelboot zu reisen, sondern bequem mit dem klimatisierten Auto von einer schönen Unterkunft zur nächsten zu reisen und dabei unzählige Eindrücke von der reichen Kulturlandschaft des Burgund mitzunehmen.
Unterkünfte zu finden ist dank Airbnb und Internet nicht schwer. So logierten wir zwei Tage in Paray-le-Monial in einer kleinen aber sauberen und modern eingerichteten Dachwohnung mit herrlichem Blick über die Dächer der Altstadt.
Paray ist ein spirituelles Zentrum, nicht nur wegen seiner Basilika, die der von Cluny nur in der Größe nachsteht.
In Paray hatte im 17. Jahrhundert die Nonne M.M. Alacoque Erscheinungen gehabt und den Herz-Jesu Kult begründet, weshalb die Stadt heute zu einem bedeutenden Pilgerzentrum geworden ist. Wir jedoch pilgerten aus der Stadt heraus zum Château de Digoin. Ich mit dem Fahrrad entlang des Canal de Centre und Pia mit dem Auto. Dort ließ sich die lernwillige Pia auf eine Schlossführung in Französisch ein, während ich mich im Garten verlustierte.
Was anfangen mit dem ersten Tag, den wir nicht auf dem Kanal verbringen mussten? Cluny muss man gesehen haben! Also nichts wie hin. Aber alles in allem war Cluny eine Enttäuschung. Nicht nur, dass dort die Horden von Touristen waren, die wir gern vermieden hätten, auch der Weg vom Parkplatz zum Eingang stellte von der Länge her an mich größte Anforderungen. Sicher, die ehemals größte Kirche der Menschheit- vor dem Bau der Peterskirche in Rom - ist auch in den Gebäuderesten noch beeindruckend, doch letztlich war es auch wegen der Hitze ein Leidensweg für mich.
Lieber zeige ich euch noch Bilder aus Digoin, von der dortigen „Pont Canal“. Ihr habt richtig gelesen: Der Canal du Centre, wird in Digoin über eine 243m lange Brücke über die Loire geführt. Und so kommt es, dass sogar Schiffe über Brücken fahren.
Wir hielten uns einige Zeit an der Pont Canal auf und schauten dem Treiben entspannt bei Käse (Epoisse) und Baguette zu. Wussten wir doch, dass wir dem Canal Abenteuer gerade entkommen waren.
Am Mittwoch ging es dann ins Brionnais zur nächsten Unterkunft aufs Land.
Wir hausen - dank Airbnb - auf einem Gutshof bei Jean und Jacqueline in einem separaten Anbau mit allem Komfort. Sogar eine Klimaanlage steht uns zur Verfügung. Die habe ich auch dringend nötig. Denn heute staut sich die Hitze bei 35 Grad. Mir war es zu heiss zum Fahrradfahren, deswegen sitze ich im gekühlten Wohnzimmer und Pia, für die Klimaanlagen unerträglich sind, hat sich ins Séparée zurück gezogen. Beide schreiben wir Blog. Die Wäsche ist schon gewaschen, und Bayern München ist gestern gegen Lyon ins Champions League Finale eingezogen. Das Spiel wurde zu meinem Glück in France 1 übertragen.
Und deswegen kann ich euch heute noch etwas von gestern erzählen, als wir in St. Christoph de Brionnais den Rindermarkt besuchten, der zu den fünf großen Rinder Märkten Frankreichs gehört und qualitativ sogar der beste sein soll. Denn das Charolais Rind, welches hier auf den weiten Wiesen frei aufwächst, ist ja seines Fleisches wegen weltberühmt.
Und deswegen kann ich euch heute noch etwas von gestern erzählen, als wir in St. Christoph de Brionnais den Rindermarkt besuchten, der zu den fünf großen Rinder Märkten Frankreichs gehört und qualitativ sogar der beste sein soll. Denn das Charolais Rind, welches hier auf den weiten Wiesen frei aufwächst, ist ja seines Fleisches wegen weltberühmt.
Von Jean, einem Viehhändler in Rente, erfuhren wir, dass der Markt früher viel größer als heute gewesen sein soll. Jeans Großmutter habe das Vieh damals zu Fuß nach St. Christoph auf den Markt gebracht. Heute erfolgt der Transport in Lastwagen.
Die Athmosphäre auf dem Markt ist immer noch beeindruckend, auch wenn der Umschlag kleiner geworden ist. Immerhin sind dort auch hiesige Spezialitäten erhältlich, z. B. eine hervorragende Rindswurst.
Aber keine Sorge, von dieser Spitzensalami hab ich nur 100 gr gekauft und gleich verzehrt. Welche Überraschung aber, als wir eben diese Wurst im Kühlschrank unserer FeWo vorfanden, wo sie neben weiteren Köstlichkeiten von unseren Gastgebern zu unserer Begrüßung platziert worden war.
Mit den beiden haben wir einen angenehmen ersten Abend verbracht. Dabei haben sie uns ein wenig von sich und der Region erzählt.
Jean entstammt einer Dynastie von Rinderzüchtern. Er ist auf dem Hof aufgewachsen, auf dem er heute noch lebt. Alle drei Töchter leben weit entfernt, und haben sich in der Stadt ein eigenes Leben aufgebaut. Seit drei Jahren gibt es keine Rinder mehr auf dem Hof. Von den zehn Hühnern sind acht vom Fuchs gefressen worden. Jean und Jacqueline sind wegen des Hofs nie auf Reisen gewesen. Sie holen sich mit Airbnb die Welt sozusagen ins Haus.
Jean trauert den alten Zeiten hinterher. Er denkt politisch konservativ und fühlt sich hier auf dem Land von der Politik im Stich gelassen.
Für uns ist es natürlich interessant, solche Ansichten kennen zu lernen. Wahrscheinlich ist es so in allen Industriestaaten, dass das Leben auf dem Land gegenüber dem städtischen Leben ins Hintertreffen gerät.
Gestern hatten wir noch zwei Begegnungen der besonderen Art. Dieser Pilger ist mit Frau und Esel eine Woche unterwegs.
Gestern hatten wir noch zwei Begegnungen der besonderen Art. Dieser Pilger ist mit Frau und Esel eine Woche unterwegs.
Und eine Familie mit zwei Kindern und allem Gepäck auf zwei Fahrrädern hatte Glück im Unglück: Zufällig hatte ich das passende Fahrrad Werkzeug dabei, als bei einem Fahrrad die Kette riss. So konnte ich helfen, ohne selbst Hand anlegen zu müssen.
Noch etwas für den Reiseblog: Neben den vielen romanischen Kirchen gibt es im Burgund auch noch jede Menge von Schlössern, die einen Besuch wert sind.
In La Clayette konnten wir das Wasserschloss nur von außen betrachten - allerdings beim gemütlichen Picnic am See. Und das Château de Dree sahen wir auch nur vom Park aus, in dem wir uns für eine Siesta gemütlich auf den Liegematten niedergelassen hatten.
Und jetzt muss ich mal ganz schnell aufhören mit dem Bloggen. Es gibt Kaffee und Kuchen.
Danke für die schönen Beschreibungen und die Bilder - ich könnte gerade losfahren... Martin
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