Donnerstag, 13. April 2017

Wieder in Vietnam 11. bis 19. April 2017 Teil 1

Fast jeder von uns freute sich, wieder nach Vietnam zu kommen. Auf Dauer steckt die Trostlosigkeit der Verhältnisse auch denjenigen an, der ihr nur als Besucher ausgesetzt ist. Gegenüber Vietnam gibt es in Kambdscha kein Klima des Aufbruchs. Die Menschen sind nicht fortgesetzt darum bemüht, ihre Lebenssituation zu verbessern. Man sieht viel Resignatin, Stagnation, Hoffnungslosigkeit. Als bestes wussten unsere Reiseführer von Kambdscha zu berichten, dass es keinen Krieg gibt.
Deswegen sei die Staatsform der konstitutionellen Monarchie auch wichtig für das Land: Nur der (machtlose) König biete Gewähr, dass die Menschen nicht wieder übereinander herfallen.
Der jetzige König hat Ballett studiert, wurde in den schönen Künsten ausgebildet und interessiert sich herzlich wenig für Politik - im Unterschied zu seinem glücklosen Vater Sihanouk. Im Königspalast befindet sich auch die obige Bühne, auf der König Tanzvorführungen anzuschauen beliebt.
Wir waren gespannt, wieviele Beamte diesmal unseren Grenzübertritt abstempeln würden. Es waren nur zwei! Diesmal gab es ja auch keine Dollar einzukassieren.
Die Reise auf dem Schnellboot bot überraschende Einblicke in das Leben der Menschen, die auf und mit dem Wasser leben. Wasser gibt es überall in Hülle und Fülle. Wir reisten am Ende der Trockenzeit, d.h. der Wasserstand befand sich auf dem niedrigsten Niveau.
Wie hoch das Wasser steigt, kann man auf dem obigen Bild erkennen. Durch den Bau von Staudämmen in China wird dieser Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser unterbrochen. Die Reinigungsfunktion des Flusses bei Hochwasser wird dadurch außer Kraft gesetzt. Nicht alle sind mit den chinesischen Staudämmen glücklich.
Wir besuchten ein Dorf am Fluss, welches von einer muslimischen Minderheit bewohnt wird. Der Tourismus beschert den Dorfbewohnern heute mehr Einnahmen, als sie aus dem Fischfang erzielen können. Dennoch ist das Dorf noch nicht zur reinen Fassade verkommen. Noch hatten wir den Eindruck, authentischen Lebenssituationen beiwohnen zu können.
Leben am Fluss! Die nächsten Tage führten uns das auf vielfältige Weise vor. Wir besuchten den letzten schwimmenden Markt in Can Tho. Durch den Bau von Straßen, lassen sich Waren viel besser mit Lastwagen als mit Booten transportieren. Der Verkauf dieser Waren auf dem Wasser von Booten aus geht entsprechend zurück. Es folgen einige Bilder zum Thema "Leben am Fluss".
Bis zum Eintreffen in Saigon bereisten wir zwei Tage das Mekong Delta. Wir fuhren mit Bus und Boot über Chau Doc und Can Tho. In Chau Doc wagten wir uns abends zu zweit in ein vietnamesisches Lokal vor. Wir trafen dort einen einsamen Touristen aus der Parallelgruppe, der wohl schon einige Zeit versucht hatte, sich ein Essen zu bestellen. Das Ergebnis seiner Bemühungen - ein Bier und Pommes Frites - stand vor ihm auf dem Tisch. Aber viel lieber hätte er Fisch gegessen.
Wir versuchten es noch einmal, und siehe da, ein köstlicher Fisch wurde geliefert und ein Fleischgericht, welches wir leider keinem bekannten Tier zuordnen konnten. Es schmeckte trotzdem. Es folgen Bilder zum Thema Essen.
Wir haben hervorragend gespeist, wenn auch nicht immer völlig aufzuklären war, was wir da eigentlich verspeisen.
Immer wieder besuchten wir Pagoden, deren Namen ich vergessen habe. Es handelt sich sämtlich um buddhistische Gebetshäuser, die gleichwohl interessante Verbindungen mit Hinduismus, Taoismus oder Lokalreligionen eingegangen sind. Im Unterschied zum hinduistischen Tempel, kann eine Pagode von Mönchen bewohnt sein. Ein Reisender kann dort auch Unterkunft finden. Immer noch werden Opfer dargebracht, meistens Früchte und Esswaren. Gelegentlich - bei eher taoistischer Ausrichtung - ist auch mal ein Spanferkel dabei.
Ich zeige noch ein paar Bilder aus den Pagoden, die wir besucht haben.
Auf dem obigen Bild sieht man den Abt, der die Pagode begründet hat - ein Brillenträger! Übrigens der erste und einzige, den ich in einer Pagode gesehen habe.

Dienstag, 11. April 2017

Nach Pnom Penh und zur Grenze

,Am Samstag um 8.30 Uhr ging es los mit dem Bus nach Phnom Penh. Für die 160km waren sechs Stunden einkalkuliert. Wir fuhren ohne Reiseleitung, Mussten uns also bei der Pause im Lokal selbst zurecht finden. Einige Wagemutige von uns versuchten sich an den massenhaft dargebotenen Krustentieren. Insekten sollen ja wegen ihres Chininpanzers so nahr- und schmackhaft sein. Wir waren uns einig: Heuschrecken schmecken mit Abstand am besten, besonders, wenn sie gut gewürzt sind.
Phnom Penh ist so benannt nach dem Hügel, auf dem Frau Penh einen Buddha fand. Die Stadt liegt am Zusammenfluss von Tonle Sap und Mekong und wurde erst relativ spät unter französischer Kolonialherrschaft zum Verwaltungszentrum für Indochina ausgebaut. Während der Khmer Herrschaft 1975 bis 1978 wurde die Stadtbevölkerung aufs Land umgesiedelt. Pol Pot schwebte das Ideal eines Bauernstaates vor, aus dem alle Zeichen von Modernität entfernt wurden. Kultursymbole wurden zerstört, wie es jetzt wieder der IS praktiziert. Brillenträger waren als Intellektuelle verdächtig und wurden zur Umerziehung in die Reisfelder geschickt. 
Im Unterschied zur Chinesischen Kulturrevolution aus den Sechziger Jahren, bei der auch mehrere Millionen Menschen umgekommen sind, erledigte das Pol Pot Regime seine Umerziehungsarbeit weit radikaler. Die Menschen starben nicht nur an den Strapazen in den Lagern, sie wurden massenhaft zu Tode gequält und auf den "Killing Fields" in Massengräbern verscharrt. Ein Viertel der Bevölkerung, ca 3 Millionen Menschen wurde umgebracht. 
Wir besuchten das berüchtigte Foltergefängnis S21, in dem jeder Gefangene bis zum Geständnis gefoltert und dann umgebracht wurde. Alles wurde minutiös protokolliert. Interessant ist, dass Pol Pot und seine Genossen in Frankreich ausgebildete kommunistische Intellektuelle waren.
Das Terrorregime wurde schließlich durch eine vietnamesische Militärintervention 1978 beendet. Die Roten Khmer führten den Kampf aus dem Dschungel heraus als Guerrilla Krieg bis 1998 weiter. Nach dem Tod Pol Pots verhandelte die Führungsgruppe mit der kambodschanischen Regierung über eine Aufgabe des Guerrilla Kampfes gegen Straffreiheit. Die wurde wohl zugesichert. Dennoch kam es 2007 auf internationalen Druck hin zu einem Prozess gegen die Anführer der Roten Khmer. Nur zwei Personen wurden des Genozids für schuldig befunden. Viele andere entgingen wegen Verhandlungsunfähigkeit dem Urteil.
Interessant ist, dass sich die Dankbarbeit der Kambodschaner gegenüber den Vietnamesen wegen der Befreiung vom Genozid in Grenzen hält. Vielmehr wird die Militärintervention 1978 als Okkupation bezeichnet und die seitdem regierende Partei CCP unter Ministerpräsident Hun Sen als Marionettenregierung der Vietnamesen. Die Kambodschaner pflegen den Vietnamesen gegenüber solch eine Lieblingsfeindschaft, wie es umgekehrt die Vietnamesen gegenüber den Chinesen tun. Den Vietnamesen wird unterstellt, dass sie billiges Land in Kambodscha aufkaufen, lukrative Geschäftsbetriebe sich unter den Nagel reißen und in jeder Hinsicht von der Hun Sen Regierung protegiert werden.
Eine Aussöhnung des Landes scheint mir in weiter Ferne zu liegen.
Phnom Penh ist eine moderne Stadt mit viel Autoverkehr und zur Schau gestelltem Luxus. Wir besichtigten den Königspalast und das Nationalmuseum. Davon noch ein paar Bilder. Und danach fuhren wir mit dem Schnellboot auf dem Mekong zur Grenze.

Montag, 10. April 2017

Kambodscha Teil 2

Der Verlust des Tempelpasses war ein schwerer Schlag für mich. Zwar musste ich ihn nicht ganz allein tragen, denn eine Vielzahl von Mitreisenden kannte bereits meine Schusseligkeit und bot mir neben Trost vielfältigen Beistand an. U.a. wollten sie mich mit Tricks durch die Kontrollen schleusen. Doch ich lehnte alle Hilfen ab und beschloss, mein Schicksal einfach anzunehmen. 
Am Abend ging ich mit Sijad, Tim und Claudia in die Stadt in die Pub Street.
Wir nahmen in einem der zahllosen Lokale ein Essen ein, zusammen mit Edith und Dieter. Das Restaurant war von den beiden deshalb ausgesucht worden, weil das Bier nur 0,25$ kostete - bei Verzehr eines Essens. Da es sich außerdem auch noch um Fassbier handelte - ein seltenes Vergnügen in diesem Teil der Welt - nutzten wir die Gelegenheit reichlich aus. 
Dieter und Edith stammen aus Augsburg und haben sich schon in mehrfacher Hinsicht als besonders clevere Reisende erwiesen. Nicht nur, dass Dieter auf seinem Handy die App "Navigator" installiert hat, die ihm auch noch im tiefsten asiatischen Gassengewirr den richtigen Weg weist, er macht auch gute Fotos und erweckte meine rückhaltlose Bewunderung mit der Erzählung über zwei Reiseschnäppchen.
Die beiden sind für 0,99€ nach Rijeka geflogen und haben ein anderes mal eine einwöchige Kreuzfahrt durch den Suezkanal für 50€ gemacht. Chapeau! Da wird ein notorischer Schnäppchenjäger wie ich blass vor Neid!
Am nächsten Morgen hatte ich mich für eine Extratour zu einem schwimmenden Dorf angemeldet.  Ich bezahlte dafür 25$, also kein Schnäppchen, zumal die Tour überall in Siam Reap für weniger angeboten wurde. Dafür war sie aber wirklich schön.
Sogar eine katholische Kirche gabs im schwimmenden Dorf. Die Menschen dort leben vom Fischfang oder von der Arbeit im Reisfeld. Zweimal im Jahr wird geerntet. Dann wird das schwimmende Haus zum Reisfeld gezogen.
Am Nachmittag, während die anderen bei glühender Hitze durch die Ruinen des Haupttempels stapften, machte ich es mir im Zimmer mit Air Condition gemütlich. Zwei Stunden arbeitete ich am Blog - dann stürzte plötzlich die App ab und alle Arbeit war futsch. Ihr bekommt jetzt hier nur den müden Aufguss der kreativen Phase zu lesen, die an diesem Nachmittag in den Tiefen des Internets verschwand.
In meinem Frust gönnte ich mir eine Massage für 3$. Ich verstehe wirklich nicht, wie diese Tradition in Asien soviel Bedeutung gewinnen konnte. Die Leute haben kaum genug zu essen, aber Geld für eine Massage haben sie immer noch.
Am Abend ging's dann zum wieder organisierten Abendessen mit Tanzvorführung. Insgesamt kein lohnendes Erlebnis, auch wenn die Tänzer recht gut waren.
Am Schluss noch ein paar Bilder, bevor es im nächsten Blog nach Pnom Penh weiter geht.

Kambodscha- 5. bis 9. April 2017 Teil 1

Auf Kambodscha hatte ich mich besonders gefreut. Einmal weil es touristisch noch wenig entwickelt ist, zum anderen, weil es mit Angkor Wat eines der gewaltigsten Sakralen Bauwerke der Welt besitzt.
Der obige Tempel ist nicht Angkor Wat, nur eines der unzähligen Tempelbauwerke, die sich auf einer Fläche von mehreren Hundert Hektar im Norden von Siam Reap erstrecken.
Doch der Reihe nach. Die Einreise lieferte uns einen nachhaltigen Vorgeschmack auf das, was uns in Kambodscha erwartete. Nachdem wir bereits im Flugzeug zwei umfangreiche Formulare mit unseren Daten zwecks Visaerteilung befüllt hatten, erwartete uns vor dem Schalter noch ein weiteres Formular mit eben den gleichen Angaben. Zum Glück war unser Flugzeug nur halb besetzt, sonst wäre die Schlange noch länger gewesen, die dann vor dem Schalter stand. Dahinter gestikulierte ein Uniformierter mit den Händen und nahm jedem von uns den Pass, drei Visa Antragsformulare, ein Passbild und 30$ ab. Dies alles reichte er seinem rechten Nebenmann weiter. Dieser öffnete den Pass prüfte die darin liegenden Papiere auf Vollständigkeit und gab sie wiederum an den rechten Nebenmann weiter. Auch dieser vollzog einen Prüfvorgang und reichte alles weiter. 
Durch eine Plexiglas Scheibe sahen wir 14 Beamte mit Prüfvorgängen beschäftigt, bis dann schließlich am Ende der Prozedur ein Beamter alle Pässe ohne Dollar aber mit Visum an die wartende Menge verteilte. Wir Touristen übernahmen es selbstständig, jeden Pass dem richtigen Besitzer zuzuteilen.
Ein hübsches Paradestück in Sachen Verwaltungseffektivität oder der Kunst, auch dem letzten Vetter noch einen gut bezahlten Job zu verschaffen.
In der Ankunftshalle erwartete uns Kim Lee, unser lokaler Reiseleiter. Auch er wirkte nicht wirklich gut organisiert. Er hatte keine Gästeliste und wollte von uns wissen, ob wir vollzählig waren. Mit einiger Mühe gelang es uns, die Vollzähligkeit festzustellen.
In Siam Reap regnete es tropisch. Als Kim Lee realisierte, dass wir hungrig waren, änderte er spontan den Plan und führte uns in ein Restaurant, welches auf die Abspeisung von Touristengruppen spezialisiert war. Da alles nicht besonders gut schmeckte und die Preise überteuert waren, entstand bei uns der Verdacht, unser Führer suche sein Einkommen durch Nebeneinnahmen aufzubessern. Dieser Verdacht fand im Laufe der folgenden Tage immer wieder neue Nahrung.
Unser Hotel war zwar etwas abseits gelegen, hatte aber einen schönen Pool und große Zimmer.
Am nächsten Morgen hatte der Regen nachgelassen und eine tropische Schwüle beherrschte den Tag. Wir erhielten einen Besucherpass für die Tempelanlagen von Angkor Wat im Wert von 61$ und marschierten los. 
Unser erster Tempel, der Dschungel Tempel, war besonders malerisch, weil bei ihm der Pflanzenbewuchs nur sporadisch entfernt worden war. Dann ging es Angkor Thom, zum Bayon Tempel, zur Elefanten- und Lepraterrasse, bis ich am Abend des ersten Besichtigungstages in Angkor Wat feststellte, dass ich meinen Besichtigungspass verloren hatte. Es ergab sich die Frage, ob ich einen neuen auf meine Kosten holen sollte oder zur Strafe für meine Schusseligkeit auf den Besuch des Haupttempels verzichten sollte. Ich entschied mich für Letzteres.

Freitag, 7. April 2017

Über Hue und Hoi An nach Kambodscha- 2. bis 6. April 2017

Nach dem Besuch einer Perlenzuchtstation flogen wir von Hanoi nach Hue, der alten Kaiserstadt Vietnams. Das Wetter war regnerisch und trüb. Aber das störten weder beim Fliegen noch auf dem Weg zum Hotel. Es erhöhte eher den tropischen Moment der Situation. 
In Hue ließen wir den Abend bei Bier und einem netten Gespräch mit Gert und Kerstin auf der Dachterrasse des Hotels ausklingen. Obwohl aus der Nähe von Erfurt, haben die beiden so gar nichts Ostlerisches an sich. Sie verbreiten gute Laune ohne schlechte Witze und beschweren sich nicht, auch wenn es dazu Anlass gibt.
Am nächsten Tag besichtigten wir die Zitadelle. Sie wurde ab 1803 in 30 Jahren errichtet und ist eine Kopie der verbotenen Stadt in Peking. Damals hatte sich Vietnam gerade von der chinesischen Oberherrschaft befreit und wollte die eigene Größe ins rechte Licht rücken. Leider ist von der einstigen Größe nicht mehr viel übrig. Der Kaiserpalast wurde im Vietnam Krieg - obwohl in Südvietnam gelegen - vom Vietkong 29 Tage lang mit Vietcong Fahne gegenüber den Amerikanern verteidigt. So wurde der Großteil zerstört.
Immerhin konnten wir dieGarde bei der Wachablösung bestaunen ....
...... und einer buddhistischen Zeremonie beiwohnen.
Danach besuchten wir noch eine Pagode aus dem 16. Jahrhundert mit Ohren betäubendem Zikadenkonzert ....
... bevor wir uns gemütlich von einem Schiff den Parfüm Fluss hinunter zu einem Restaurant bringen ließen.
So eine Gruppenreise ist schon was Feines, weil man sich um nichts mehr kümmern muss und alles im Allgemeinen bestens organisiert ist. Vor dem Restaurant warteten wieder jede Menge Andenkenverkäufer auf uns. Um Ihnen auszuhelfen, wechselte ich einem von ihnen sein Münzgeld gegen einen Schein. Doch welche Überraschung, als ich später statt der gewechselten 10€ nur 6€ in Münzen in meinem Portemonnaie wieder fand. Weiß der Teufel, wie mich der Kerl so schnell reinlegen konnte.
Reingelegt wird man hier in Vietnam übrigens häufiger. Mir macht das nicht mehr so viel aus wie früher, als ich mich in meiner Ehre gekränkt fühlte. Heute weiß ich, dass es nur kleine Fische sind, die mich reinlegen. Die großen hocken wahrscheinlich alle im Büro und beobachten die Aktienkurse.
Unserem Reiseleiter in Zentralvietnam Tao hatten wir schnell den Spitznamen Speedy González verpasst. Er düste nämlich trotz erheblicher Körperfülle durch die Besichtigungsorte und nicht nur ich mit meinem Humpelstock hatte gelegentlich Mühe, ihm zu folgen.
Übrigens hatte auch er wie Trang aus Hanoi die schönste Zeit seines Lebens in Chemnitz verbracht - vor und nach der Wende. Als er schließlich 1991 nach Vietnam zurückkehrte, gab ihm die BRD ein Startkapital von 10000€ mit, was ihm half, sich in Vietnam eine Existenz aufzubauen.
Bei weiterhin diesigem Wetter ging es über den Wolkenpass nach Da Nang. 
Da Nang wurde im Vietnam Krieg von den Amerikanern zur größten Airbase in Südostasien ausgebaut. Heute ist Da Nang eine moderne Grossstadt mit bedeutendem Seehafen.
Die Nachbarstadt Hoi An verlor dadurch an Bedeutung. 
Seit kurzem hat man die historische Altstadt von Hoi An renoviert. Hoi An ist ein Shopping Paradies für Touristen. Spezialität sind massgefertigte Kleider und Anzüge, die innerhalb eines Tages angefertigt werden. Ich konnte mich aber noch zurückhalten.
Wir hatten ziemlich viel Zeit zur Verfügung. So liehen sich Siad und ich zwei Fahrräder und radelten zum Meer. Bei herrlichen Bedingungen genossen wir den Wellengang.
Das obige Foto ist allerdings am China Beach in Da Nang entstanden, der im Moment mit Wolkenkratzern zugepflastert wird. Vietnam will zu einer bevorzugten Touristendestination werden.
Außerdem gönnten wir uns das Vergnügen einer Ganzkörpermassage. Die kostet hier nur 8$ und dauert eine Stunde. 
Am Abend des 5. April brachen wir vom Flughafen Da Nang auf nach Kambodscha. Davon erzähl ich euch beim nächsten mal, denn gleich gibt's Abendessen.

Montag, 3. April 2017

Wunderschöne Halong Bucht

Natürlich braucht es ein bisschen Glück. Und das hatten wir am zweiten Tag unserer Reise. Von anderen wussten wir, dass man die Halong Bucht bei schlechtem Wetter vergessen kann. Bei nuns strahlte schon am Morgen in Hanoi die Sonne vom Himmel, als wir auf der Dachterrasse des Hotels unser Frühstück einnahmen.
Entsprechend gut war die Stimmung, als unsere mittelgroße Reisegruppe (25 Personen) sich um acht auf den Weg begab. Schon die vierstündige Busfahrt nach Halong gewährte uns viele Einblicke. 
Vietnam befindet sich im Übergang vom Agrarland zum Industriestaat. Noch immer leben 70% der Bevölkerung auf dem Land. Aber das ändert sich schnell - mit all den Problemen, die damit einhergehen. In der Stadt verdient man besser, aber das Leben ist auch teurer. Noch fehlt es an Infrastruktur, an Verkehrswegen (Straße oder Bahn), an Schulen, Krankenhäusern und vor allem an Industriebetrieben, welche der Bevölkerung Arbeit geben kann. Doch das Land verändert sich schnell. Wir fuhren an einem Riesenwerk von Samsung vorbei, in dem 110000 Menschen beschäftigt sind. In Halong ist ein Riesenhafen entstanden, in dem seit neuestem auch Kreuzfahrtschiffe anlegen können. 
Überhaupt sollen die Kalkinseln des Nationalparks zur Riesentouristenattraktion werden. Ca. 500 kleinere Schiffe fahren jeden Tag in den Nationalpark und transportieren geschätzte 25000 Touristen in die Bucht zu den immer gleichen Plätzen. Mehrere Höhlen, ein Aussichtsberg, ein Affenfelsen und ein Sandstrand. Dass dies zu einem Gedränge führt kann niemanden verwundern.

Beim Besuch des Affenfelsens ist es dann passiert: Eine chinesische Reisegruppe fand in mir den passenden Reisebegleiter.
Der Tag in der Bucht war wunderschön. Wir hatten ein ganzes Schiff für uns, und obwohl die Dschunke schon ziemlich alt war, war doch alles für uns aufs Beste gerichtet. Wir wurden gut bekocht mit frischen Meeresfrüchten in mehreren Gängen köstlich zubereitet. Wir blieben über Nacht in der Bucht, schliefen auf dem Schiff in hübschen, sauberen Kabinen und konnten uns dreimal an der exzellenten Küche erfreuen.
Rechtzeitig mit dem Abendlicht erstiegen wir einen Aussichtsberg und hatten wunderbares Abendlicht für das Fotoshooting.
Danach bestand auch noch Gelegenheit für einen kurzen Schwimm am Sandstrand. So kam endlich Urlaubsfeeling auf, nachdem die Anreise und der erste Tag doch etwas an den Kräften gezehrt hatten.
Auf dem Hinweg hatten wir eine Behindertenwerkstatt mit Einkaufsmöglichkeiten für die dort hergestellten Produkte aufgesucht. Auf dem Rückweg machten wir noch Rast bei einer Zuchtperlenfarm. So verbinden sich auch in Vietnam wie bei einer Kaffeefahrt die Erlebenswünsche der Reiseteilnehmer mit den Verkaufsinteressen der Anbieter.
Apropos Kaffee: Wusstet ihr, dass Vietnam nach Brasilien weltweit der zweitgrößte Kaffeeproduzent ist? Nur, dass hier kein Arabica sondern Robusta angebaut wird, eine etwas weniger schmackhafte Sorte, die gleichwohl allen Kaffeemischungen zugefügt wird.. 20% des Importkaffees in Deutschland kommt aus Vietnam.
Noch ein paar Dinge sind erstaunlich. In Vietnam gibt es keine allgemeine Schulpflicht. Bildung ist Privatsache und entsprechend teuer. Und das in einem Land, welches sich kommunistisch nennt!
Das Verhältnis zu China ist wenig harmonisch. China ist so etwas wie der Erzfeind der Vietnamesen. So wie andererseits Vietnam der Erzfeind für die Kambodschaner ist. Das hat historische Ursachen, bestätigt sich aber immer wieder auch in der Gegenwart. Der große Bruder Sowjetunion war früher der (militärische) Freund Vietnams, und ist es heute immer noch. Japan und Südkorea sind die Länder, mit denen die Vietnamesen am liebsten Handelsbeziehungen pflegen - wenn man unserem Reiseführer Trang glauben darf, der übrigens ein ausgezeichnetes Deutsch spricht und uns sehr detailliert und sachkundig über vieles informieren kann. 
Trang hat noch zu DDR Zeiten in Leipzig Elektrotechnik studiert. Bei Rückkehr nach Vietnam konnte er keine passende Beschäftigung finden. Also kehrte er nach der "Wende" zurück nach Deutschland. Eine Zeitlang arbeitete er in einem Großbetrieb als Übersetzer und Betreuer der vietnamesischen Mitarbeiter. Dann wurde der Großbetrieb "abgewickelt", und Trang schlug sich in Deutschland als Zigarettenverkäufer durch. Schließlich kehrte er auch seines kranken Sohnes wegen nach Vietnam zurück, wo er sich nun als Reiseleiter ein Auskommen sichert. Ich halte ihn für hochqualifiziert. Er begleitet umgekehrt auch vietnamesische Wirtschaftsdelegationen nach Deutschland.
Heute fahren wir wieder nach Hanoi, und von dort geht es mit dem Flugzeug weiter nach Hue, der alten Kaiserstadt. Ich werde berichten.