Montag, 3. April 2017

Wunderschöne Halong Bucht

Natürlich braucht es ein bisschen Glück. Und das hatten wir am zweiten Tag unserer Reise. Von anderen wussten wir, dass man die Halong Bucht bei schlechtem Wetter vergessen kann. Bei nuns strahlte schon am Morgen in Hanoi die Sonne vom Himmel, als wir auf der Dachterrasse des Hotels unser Frühstück einnahmen.
Entsprechend gut war die Stimmung, als unsere mittelgroße Reisegruppe (25 Personen) sich um acht auf den Weg begab. Schon die vierstündige Busfahrt nach Halong gewährte uns viele Einblicke. 
Vietnam befindet sich im Übergang vom Agrarland zum Industriestaat. Noch immer leben 70% der Bevölkerung auf dem Land. Aber das ändert sich schnell - mit all den Problemen, die damit einhergehen. In der Stadt verdient man besser, aber das Leben ist auch teurer. Noch fehlt es an Infrastruktur, an Verkehrswegen (Straße oder Bahn), an Schulen, Krankenhäusern und vor allem an Industriebetrieben, welche der Bevölkerung Arbeit geben kann. Doch das Land verändert sich schnell. Wir fuhren an einem Riesenwerk von Samsung vorbei, in dem 110000 Menschen beschäftigt sind. In Halong ist ein Riesenhafen entstanden, in dem seit neuestem auch Kreuzfahrtschiffe anlegen können. 
Überhaupt sollen die Kalkinseln des Nationalparks zur Riesentouristenattraktion werden. Ca. 500 kleinere Schiffe fahren jeden Tag in den Nationalpark und transportieren geschätzte 25000 Touristen in die Bucht zu den immer gleichen Plätzen. Mehrere Höhlen, ein Aussichtsberg, ein Affenfelsen und ein Sandstrand. Dass dies zu einem Gedränge führt kann niemanden verwundern.

Beim Besuch des Affenfelsens ist es dann passiert: Eine chinesische Reisegruppe fand in mir den passenden Reisebegleiter.
Der Tag in der Bucht war wunderschön. Wir hatten ein ganzes Schiff für uns, und obwohl die Dschunke schon ziemlich alt war, war doch alles für uns aufs Beste gerichtet. Wir wurden gut bekocht mit frischen Meeresfrüchten in mehreren Gängen köstlich zubereitet. Wir blieben über Nacht in der Bucht, schliefen auf dem Schiff in hübschen, sauberen Kabinen und konnten uns dreimal an der exzellenten Küche erfreuen.
Rechtzeitig mit dem Abendlicht erstiegen wir einen Aussichtsberg und hatten wunderbares Abendlicht für das Fotoshooting.
Danach bestand auch noch Gelegenheit für einen kurzen Schwimm am Sandstrand. So kam endlich Urlaubsfeeling auf, nachdem die Anreise und der erste Tag doch etwas an den Kräften gezehrt hatten.
Auf dem Hinweg hatten wir eine Behindertenwerkstatt mit Einkaufsmöglichkeiten für die dort hergestellten Produkte aufgesucht. Auf dem Rückweg machten wir noch Rast bei einer Zuchtperlenfarm. So verbinden sich auch in Vietnam wie bei einer Kaffeefahrt die Erlebenswünsche der Reiseteilnehmer mit den Verkaufsinteressen der Anbieter.
Apropos Kaffee: Wusstet ihr, dass Vietnam nach Brasilien weltweit der zweitgrößte Kaffeeproduzent ist? Nur, dass hier kein Arabica sondern Robusta angebaut wird, eine etwas weniger schmackhafte Sorte, die gleichwohl allen Kaffeemischungen zugefügt wird.. 20% des Importkaffees in Deutschland kommt aus Vietnam.
Noch ein paar Dinge sind erstaunlich. In Vietnam gibt es keine allgemeine Schulpflicht. Bildung ist Privatsache und entsprechend teuer. Und das in einem Land, welches sich kommunistisch nennt!
Das Verhältnis zu China ist wenig harmonisch. China ist so etwas wie der Erzfeind der Vietnamesen. So wie andererseits Vietnam der Erzfeind für die Kambodschaner ist. Das hat historische Ursachen, bestätigt sich aber immer wieder auch in der Gegenwart. Der große Bruder Sowjetunion war früher der (militärische) Freund Vietnams, und ist es heute immer noch. Japan und Südkorea sind die Länder, mit denen die Vietnamesen am liebsten Handelsbeziehungen pflegen - wenn man unserem Reiseführer Trang glauben darf, der übrigens ein ausgezeichnetes Deutsch spricht und uns sehr detailliert und sachkundig über vieles informieren kann. 
Trang hat noch zu DDR Zeiten in Leipzig Elektrotechnik studiert. Bei Rückkehr nach Vietnam konnte er keine passende Beschäftigung finden. Also kehrte er nach der "Wende" zurück nach Deutschland. Eine Zeitlang arbeitete er in einem Großbetrieb als Übersetzer und Betreuer der vietnamesischen Mitarbeiter. Dann wurde der Großbetrieb "abgewickelt", und Trang schlug sich in Deutschland als Zigarettenverkäufer durch. Schließlich kehrte er auch seines kranken Sohnes wegen nach Vietnam zurück, wo er sich nun als Reiseleiter ein Auskommen sichert. Ich halte ihn für hochqualifiziert. Er begleitet umgekehrt auch vietnamesische Wirtschaftsdelegationen nach Deutschland.
Heute fahren wir wieder nach Hanoi, und von dort geht es mit dem Flugzeug weiter nach Hue, der alten Kaiserstadt. Ich werde berichten.

1 Kommentar:

  1. Spannend, Liebster. Man sieht gar keinen Dreck...😘 und ich bin stolz auf dich, dass du jetzt auch chinesisch sprichst😉

    AntwortenLöschen